Zürich (awp) - Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom wird am Donnerstag, 18. August, die Resultate zum ersten Halbjahr 2016 publizieren. Insgesamt sieben Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2016
(in Mio CHF)   AWP-Konsens       H1 2015

Umsatz           5'757            5'758            
EBITDA           2'149            2'133            
EBIT             1'068            1'105            
Reingewinn         747              784            

FOKUS: Die Analysten erwarten von der Swisscom einen Halbjahresumsatz auf Vorjahreshöhe sowie ein leicht höheres Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA. Die vermuteten Veränderungen halten sich aber wie immer engen Grenzen. Am deutlichsten sind sie beim Reingewinn, der fast 5% tiefer erwartet wird.

Von besonderem Interesse sind diesmal die Entwicklungen in Italien. Im Raum steht noch immer die Frage, ob Swisscom mit der Italien-Tochter Fastweb - allenfalls in Kooperation mit dem französischen Iliad-Konzern - im grossen Stil in den Mobilfunk einsteigt. Die neusten Entwicklungen deuten eher auf eine engere Zusammenarbeit mit der Telecom Italia hin: Zum einen greift die Swisscom seit einiger Zeit für ihre Mobilfunkangebote auf das Netz von Telecom Italia zurück; zum anderen haben Swisscom und Telecom Italia im Juli erst ein Joint Venture zum gemeinsamen Ausbau des Breitbandnetzes (Fiber to the Home) abgeschlossen.

Im Schweizer Markt erwarten die Experten tendenziell einen leichten Umsatzrückgang. Die Schlüsselfrage ist, ob Swisscom den intensiveren Wettbewerb auf dem Schweizer Telekommarkt zu spüren bekommen hat. Im ersten Quartal hatte die Zahl der Mobilfunkanschlüsse gegenüber dem Vorquartal leicht abgenommen - zum ersten Mal überhaupt; und die durchschnittlichen Umsätze pro Kunde waren ebenfalls zurückgegangen.

Ein Update wird zu den geplanten Sparmassnahmen erwartet. Die Kostenbasis soll bekanntlich bis 2020 um 300 Mio CHF gesenkt werden. Kostenoptimierungen seien notwendig, weil hohen Investitionen sinkenden Einnahmen gegenüberstünden, begründete CEO Urs Schaeppi den Schritt im Februar. Davon sollen 2016 rund 50 Mio CHF realisiert werden - auch über einen Stellenabbau.

ZIELE: Für das Geschäftsjahr 2016 peilt das Management - bei einem EUR/CHF-Wechselkurs von 1,10 - einen Nettoumsatz von "über" 11,6 Mrd CHF, einen EBITDA von "rund" 4,2 Mrd und Investitionen von "über" 2,3 Mrd an. Diese Zielsetzung wurde im Mai mit den Zahlen zum ersten Quartal bestätigt. Unverändert waren damals auch die Angaben des Managements zur Dividende: Die Aktionäre sollen 22 CHF pro Papier erhalten, sofern die Ziele erreicht werden.

PRO MEMORIA: Die Swisscom kündigte Anfang August den Verkauf ihrer Beteiligung an der italienischen Metroweb an. Denn diese geht in den Besitz des Energiekonzerns ENEL über und hat damit laut Swisscom nach der Ankündigung des Joint Ventures von Fastweb mit Telecom Italia (siehe oben) ihre strategische Bedeutung verloren. Es wird ein Buchgewinn von rund 40 Mio CHF erwartet, der voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2016 verbucht wird.

Der Bundesrat will die Frage einer Privatisierung der Swisscom derzeit offenbar nicht behandeln. Die Landesregierung habe einen Vorschlag von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Amman abgelehnt, die Überprüfung der Eigentümerstruktur der staatsnahen Betriebe in der neuen Wachstumspolitik 2016 bis 2019 zu verankern, wie die "Handelszeitung" im Juli unter Berufung auf "bundesratsnahe Quellen" schrieb.

Im Bereich TV-Sportrechte musste die Swisscom im vergangenem Quartal verschiedene Rückschläge hinnehmen. So liegen die Live-Übertragungsrechte der Schweizer Eishockeyligen ab der Saison 2017/18 bei einem Konsortium von UPC und weiteren Kabelnetzbetreibern. Laut einer Pressemeldung gingen auch Rechte für die Live-Übertragungen der Fussballligen von England und Spanien verloren.

Die eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) sprach im Mai gegen Swisscom eine Busse über 71,8 Mio CHF aus. Der Telekommunikationsanbieter hat nach Ansicht der Weko seine marktbeherrschende Stellung bei der Live-Übertragung von Schweizer Fussball- und Eishockeyspielen im Pay-TV missbraucht. Die Swisscom bestreitet die Vorwürfe und wird den Entscheid weiterziehen. Die Rechte für den Schweizer Fussball konnte sich die Swisscom gemäss eigenen Angaben sichern.

Im Mai weitete der von Swisscom und Coop lancierte Online-Marktplatz Siroop seine Präsenz auf die ganze Deutschschweiz aus. Zum Start in der Deutschschweiz beteiligten sich den Angaben zufolge 80 Händler mit gegen 200'000 Produkten. Bis Ende Jahr soll die Zahl der Händler verdreifacht und die Zahl der Produkte auf über 750'000 Produkte gesteigert werden.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktien haben seit Anfang Jahr gut 4% verloren und damit etwas besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt SMI (-6,5%). Aktuell (Stand Dienstagnachmittag) werden die Titel bei rund 480 CHF gehandelt.

sig/yl/rw