Basel (awp) - Syngenta hat in der ersten Jahreshälfte 2019 weniger umgesetzt und deutlich weniger verdient. Der ChemChina-Tochter setzten schwierige Wetterbedingungen und hohe Zinszahlungen zu. Wenigstens vor Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten blieb Syngenta bisher verschont.

Der Agrochemiekonzern setzte von Januar bis Juni 6,77 Milliarden Dollar mit Spritzmitteln und Saatgut um, das sind 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Belastet haben auch die Währungen: Zu konstanten Wechselkursen betrug das Umsatzminus lediglich 2 Prozent.

"Noch nie dagewesene" Überschwemmungen in den USA sowie schwere Dürren in Australien und Indonesien hätten die Geschäfte erschwert, sagte Finanzchef Mark Patrick am Freitag an einer Telefonkonferenz. Gerade im wichtigen US-Markt habe man witterungsbedingt rund 300 Millionen Dollar an Umsatz eingebüsst - und das wohl unwiederbringlich.

Macht das Wetter nicht mit, können die Landwirte die Aussaat nicht rechtzeitig ausbringen oder teilweise gar nicht mehr. In der Folge werden sie auch weniger Produkte von Syngenta und Co. zum Schutz ihrer Pflanzen einsetzen. "Der amerikanische Markt für Pflanzenschutzmittel wird dieses Jahr wohl um rund eine Milliarde Dollar schrumpfen", schätzt Patrick.

Lateinamerika gut unterwegs

Dass Syngenta für das laufende Jahr dennoch mit einem Umsatzplus im tiefen einstelligen Bereich rechnet, liegt an Lateinamerika.

"In Südamerika laufen die Geschäfte weiterhin gut", erklärte der Finanzchef. Bereits im ersten Semester lag der Umsatz mit Spritzmitteln um 19 Prozent über dem Vorjahreswert - ohne die Abwertung der lokalen Währungen gar um 28 Prozent. Und die wichtige Anbausaison startet auf der Südhalbkugel erst im zweiten Halbjahr.

In Nordamerika dagegen sank der Umsatz um 14 Prozent. Nicht geholfen hätten zudem die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und Mexiko, sagte Finanzchef Patrick. Ein grosser Teil der Gemüse-Produktion Mexikos geht in das nördliche Nachbarland.

In der grössten Konzernregion Europa, Afrika und Mittlerer Osten stagnierte der Umsatz. In der Region Asien/Pazifik, zu der Syngentas neuer "Heimmarkt" China gehört, schmälerten Dürren zwar den Verkauf von Pflanzenschutzmittel (-10%). Mit Saatgut setzte das Unternehmen dafür 14 Prozent mehr um.

Sondereffekte beeinflussen Gewinn

Unter diesen Gesichtspunkten habe Syngenta ein "wettbewerbsfähiges" Ergebnis abgeliefert, urteilte der CFO. Und das liest sich so: Unter dem Strich blieben dem Konzern 798 Millionen Dollar, 34 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Dabei spielten aber verschiedene Sondereffekte mit.

Syngenta musste insbesondere hohe Zinskosten von 237 Millionen Dollar tragen. Damit ChemChina den 43 Milliarden Dollar schweren Zukauf schultern konnte, haben die Basler letztes Jahr Anleihen im Volumen von total 4,75 Milliarden begeben. Dazu kamen höhere Wertberichtigungen. Dem stand ein Steuerbewertungsgewinn von 66 Millionen Dollar nach der Schweizer Steuerreform entgegen.

Keine Glyphosat-Klagen

Offenbar keine Auswirkungen hatten die Glyphosat-Prozesse in den USA, mit denen sich die deutsche Bayer konfrontiert sieht. Mit so genannten "nicht-selektiven" Herbiziden, dazu zählen bei Syngenta neben Glyphosat auch die nicht minder umstrittenen Unkrautvernichter Dicamba und Paraquat, haben die Basler im ersten Halbjahr 417 Millionen Dollar umgesetzt und damit 9 Prozent mehr.

"Bis heute wurde Syngenta in keiner der Glyphosat-Klagen genannt", sagte Patrick auf eine entsprechende Frage. "Die Situation, in der sich Bayer mit den laufenden Rechtsstreitigkeiten befindet, ist aus unserer Sicht nicht im besten Interesse der Landwirte auf der ganzen Welt", fügte dieser hinzu. Der Wirkstoff sei der vielleicht am meisten getestete Inhaltsstoff der Welt. "Wir hoffen, dass der gesunde Menschenverstand siegt", sagte Patrick.

Der vor gut einem Jahr von Bayer übernommene Agrarkonzern Monsanto steht im Zentrum einer ganzen Reihe von US-Gerichtsverfahren, in denen die Kläger glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen.

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