Das hessische Familienunternehmen und der Finanzinvestor CVC übernehmen gemeinsam für umgerechnet 2,8 Milliarden Euro Firmenteile in den USA, Kanada, Brasilien und Kolumbien, wie Linde und Messer am Montag mitteilten. Damit wollen Linde und Praxair Bedenken der Wettbewerbsbehörden gegen ihren milliardenschweren Zusammenschluss zum weltgrößten Anbieter von Industriegasen wie Sauerstoff oder Helium ausräumen. Linde bekräftigte, die Fusion solle im zweiten Halbjahr über die Bühne gehen.

Mit dem Verkauf der Amerika-Geschäfte von Linde, der sich bereits abgezeichnet hatte, und der Anfang Juli angekündigten Veräußerung europäischer Firmenteile von Praxair kommen die Fusionspartner zwei entscheidende Schritte voran. Während die EU-Kommission Insidern zufolge demnächst offiziell grünes Licht geben will, soll die mit Messer vereinbarte Transaktion die Kartellwächter in den USA und Brasilien gnädig stimmen. Diese drei Behörden gelten als wichtigste Instanzen für das Gelingen der Fusion. Daneben warten die Partner noch auf grünes Licht aus China, Indien und Südkorea.

Zugleich bleiben Linde und Praxair mit dem Umfang der bisher geplanten Verkäufe unter ihrer selbst gesetzten Schmerzgrenze. Sie wollen sich früheren Angaben zufolge von Firmenteilen mit maximal 3,7 Milliarden Euro Umsatz oder 1,1 Milliarden Euro operativen Gewinn (Ebitda) trennen. An Messer sollen Linde-Firmenteile mit einem Umsatz von umgerechnet 1,4 Milliarden Euro und einem Betriebsgewinn von 305 Millionen Euro gehen. Praxair verkauft sein Europageschäft mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro an den japanischen Gasekonzern Taiyo Nippon Sanso. Hier belief sich der Betriebsgewinn Insidern zufolge zuletzt auf rund 400 Millionen Euro. Allerdings könnten weitere Verkäufe erforderlich sein, betonte Linde am Montag.

Messer kehrt mit der Übernahme auf den amerikanischen Markt zurück und verdoppelt seine Konzerngröße. Die Linde-Geschäftsteile, die das von seinem Eigentümer Stefan Messer geleitete Unternehmen aus Bad Soden bei Frankfurt übernimmt, erwirtschafteten im vergangenen Jahr mit 5100 Mitarbeitern einen Umsatz von umgerechnet 1,4 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum hatte Messer mit rund 5700 Beschäftigten 1,2 Milliarden Euro erlöst. Die Hessen hatten ihr Nordamerikageschäft vor 14 Jahren an den französischen Gasekonzern Air Liquide verkauft.

Air Liquide ist mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Euro bisher Branchenprimus. Linde und Praxair zusammen kamen zuletzt auf rund 25 Milliarden Euro Jahresumsatz und 88.000 Mitarbeiter. Das fusionierte Unternehmen soll den Namen Linde tragen und seinen Sitz in Irland haben. Weil die Aktionäre nach deutschem Recht binnen zwölf Monaten Klarheit über das Gelingen der Transaktion haben müssen, muss diese bis spätestens 24. Oktober über die Bühne gegangen sein. Das gilt sowohl für kartellrechtliche Freigaben als auch für den Verkauf von Firmenteilen, um Bedenken der Kartellbehörden auszuräumen.