- von Tom Käckenhoff

Der bisherige Finanzchef Premal Desai übernehme zusätzlich das Amt des Vorstandschefs der Sparte von Andreas Goss, teilte der Konzern am Freitag mit. Goss hätte das Gemeinschaftsunternehmen mit Tata Steel führen sollen, das die Konzerne jedoch nach dem Widerstand der EU-Wettbewerbshüter im Mai abgeblasen hatte. Konzernchef Guido Kerkhoff hatte danach angekündigt, die Stahlsparte ohne Joint Venture-Partner zu restrukturieren. Dabei setzt er nun auf Desai, der seit 2015 die Kasse des größten deutschen Stahlherstellers Thyssenkrupp Steel Europe kontrolliert.

Es gebe viel zu tun, kündigte der 50-Jährige an. "Das Marktumfeld ist nicht einfach, aber wir sind in einer starken Position und haben viel Potential. Darauf werden wir aufbauen." Neben Goss (55) geht auch Stahlvorstand Heribert Fischer (57) von Bord, neu hinzu kommt als Chief Operating Officer der bisherige Stahl-Vertriebschef Bernhard Osburg (50). Der Vorstand wird auf vier statt bislang fünf Mitglieder verkleinert.

KONZERN WILL 6000 STELLEN STREICHEN, DAVON 2000 IM STAHL

Auch dies entspricht der Linie Kerkhoffs, der den Konzern schlanker aufstellen will. Goss war 2012 von Siemens zu Thyssenkrupp gewechselt und hatte dort in den vergangenen Jahren die Stahlsparte auf Vordermann gebracht, ehe sie zuletzt wieder deutlich abrutschte. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2018/19 (per Ende September) war das operative Ergebnis auf 76 Millionen Euro eingebrochen nach 359 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Her wirkten sich Einbußen durch die Lieferausfälle im Zuge des Rheinhochwassers ebenso aus wie der Preisdruck und die schwächelnde Nachfrage der Automobilindustrie. Die Schwerindustrie um Weltmarktführer ArcelorMittal kämpft zudem seit Jahren mit Überkapazitäten und Billigimporten aus Fernost.

"Unser Stahlgeschäft steht vor großen Herausforderungen, betonte Konzernchef Kerkhoff. Wir haben jetzt ein schlagkräftiges Team zusammengestellt, das die anstehenden Aufgaben zügig angeht und nach der Absage des Joint Ventures eine zukunftsfähige Strategie für den Stahl entwickeln wird." Kerkhoff will - wie auch im Fall des Joint Venture geplant - rund 2000 Stellen in der Stahlsparte abbauen. Auch um die gut organisierte Arbeitnehmerschaft zu beruhigen, hat er den Stahlkochern bis Ende des Jahres eine Beschäftigungs- und Standortgarantie gegeben. Kerkhoff steht unter Druck, den seit Jahren kriselnden Traditionskonzern mit rund 160.000 Mitarbeitern in die Spur zu bringen. Er will die lukrative Aufzugssparte teilweise an die Börse bringen. für andere Geschäfte Partner ins Boot holen, die Kosten senken und insgesamt 6000 Jobs streichen.