"Wir wollen eine langfristige Entwicklung und keine kurzfristige Verwertung", sagte Ministerpräsident Armin Laschet am Donnerstag nach einem Treffen mit Vorständen und Arbeitnehmervertretern des Unternehmens in Düsseldorf. Es müsse einen breiten Konsens für die künftige Strategie geben. Alle Verantwortlichen müssten nun miteinander reden - sowohl die Krupp-Stiftung als auch die Gewerkschaften, der Vorstand, der Großaktionär Cevian und andere Beteiligte. "Alle müssen wieder zur Sachlichkeit zurückkehren. Wir tragen hier eine große Verantwortung." Es müsse auch mit den Finanzinvestoren Cevian und Elliott das Gespräch gesucht werden.

In dem Mischkonzern herrscht seit dem Rücktritt Hiesingers große Unruhe. Der Manager hatte Ende vergangener Woche überraschend seinen Hut genommen - wenige Tage nach dem Abschluss des Stahl-Joint-Ventures mit dem indischen Rivalen Tata Steel. Hiesinger stand in der Kritik von Investoren wie Cevian und Elliott. Der Krupp-Stiftung, in deren Kuratorium Laschet sitzt, war danach vorgeworfen worden, Hiesinger nicht ausreichend unterstützt zu haben. Die Stiftung ist mit rund 21 Prozent größter Einzelaktionär von Thyssenkrupp. Laschet sagte, ihn habe die Beschreibung angeblicher Differenzen überrascht. Er habe die Kuratoriumsvorsitzende Ursula Gather immer so verstanden, dass sie den Weg von Hiesinger unterstütze.

"Ich erwarte, dass die Stiftung für ein nachhaltiges industrielles Konzept steht", sagte der NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler. "Die Signale kommen jetzt. Und ich glaube, dass sind auch die richtigen und wichtige Signale für die Menschen bei Thyssenkrupp." Das erwarte er auch von der Sitzung des Kuratoriums der Stiftung am Freitag. Über die weitere Führung des Konzerns werde der Personalausschuss des Aufsichtsrats ebenfalls morgen beraten. Er gehe davon aus, dass in den nächsten Tagen die richtige Lösung gefunden werde. Es gilt als wahrscheinlich, dass Finanzchef Guido Kerkhoff als Interimschef bis zur Wahl eines Nachfolgers von Hiesinger den Konzern führen soll.