- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz und Arno Schuetze

Investoren forderten den Manager am Montag dazu auf, rasch weitere Schritte einzuleiten und den Mischkonzern mit seinen künftig noch rund 130.000 Beschäftigten neu aufzustellen. "Herr Hiesinger muss nun schleunigst den Konzernumbau vorantreiben, damit Thyssenkrupp noch vor dem nächsten Konjunkturabschwung wetterfest gemacht wird", erklärte Union-Investment-Portfoliomanager Ingo Speich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Aktie gab an der Börse nach.

"Wir glauben ganz fest daran, dass dies eine ideale Kombination ist", betonte Hiesinger auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Tata in Brüssel. "Wir haben große Überkapazitäten weltweit, aber auch hier in Europa. Das setzt unsere Branche erheblich unter Druck." Durch die US-Schutzzölle würden zudem auch hierzulande Arbeitsplätze bedroht. Das Joint Venture sei eine Antwort auf die Herausforderungen. Die Vereinbarung mit Tata sei fair. Alle Standorte sollte gleich behandelt werden. Die Synergien würden sich insgesamt auf fünf Milliarden Euro belaufen. "Wir schaffen etwas Großes."

WARTEN AUF STRATEGIE - WEITERE GESCHÄFTE AUF DEM PRÜFSTAND

An der Börse wollte hingegen keine rechte Feierstimmung aufkommen. Thyssen- und Tata-Papiere gaben zeitweise mehr als ein Prozent nach. "Endlich ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch ist das Ergebnis der Nachverhandlungen enttäuschend", erklärte Union-Investment-Experte Speich. Einige Investoren hatten erwartet, dass Thyssenkrupp einen höheren Anteil als 50 Prozent am Joint Venture erhält, nachdem die Stahlgeschäfte dort zuletzt deutlich besser als bei Tata liefen. Stattdessen soll Thyssenkrupp lediglich im Fall eines späteren Börsengangs etwas mehr vom Erlös erhalten als Tata. Einem Insider zufolge könnte der Börsengang 2020 mitsamt einer Kapitalerhöhung über die Bühne gehen. Abstriche müssten die Partner hingegen bei den Einspareffekten machen, erklärte etwa Jefferies-Analyst Seth Rosenfeld. Diese sollen mit 400 bis 500 Millionen in der Spitze um 100 Millionen Euro niedriger sein als zunächst erwartet.

"Das ist der lang ersehnte Befreiungsschlag", lobte dennoch der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung

für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer. "Jetzt muss es weitergehen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Wann die Bewertungslücke geschlossen werde, sei nicht entscheidend. Stahl sei ein zyklisches Geschäft. Da gehe es mal bergauf und mal bergab. "Wichtig ist, dass Thyssenkrupp den Stahlbereich aus der Bilanz nehmen kann." Er sei gespannt auf Hiesingers neue Strategie. "Es steht keine Revolution an, aber eine Schärfung der Strategie." Ein Verkauf der Aufzugssparte - wie von manchen Investoren immer mal wieder ins Spiel gebracht, lehnte Hechtfischer ab. "Ich bin keine Zerschlagungsfan. Das ist der Bereich, der am besten läuft." Auf den Prüfstand sollten aber das Werktstoffhandelsgeschäft Materials Services und die Werftentochter.

Hiesinger will in der kommenden Woche dem Aufsichtsrat erläutern, wie es strategisch weitergehen soll. Dabei könnte es auch bereits einen Beschluss zum Abschied vom Werkstoffhandel geben, sagte ein Insider zu Reuters.