MAILAND (dpa-AFX) - Großaktionär Vivendi hat im Machtkampf um Telecom Italia seine Forderung nach einem Umbau des Verwaltungsrates zurückgezogen. Der französische Medienkonzern verzichtet nun auf seinen Antrag, fünf der Mitglieder des Kontrollgremiums des italienischen Telekomkonzerns abzulösen, wie ein Vivendi-Vertreter am Freitag auf der Hauptversammlung von Telecom Italia in der Nähe von Mailand sagte. Nun könnte eine Lösung des Machtkampfs wieder in greifbare Nähe rücken.

Zehn der 15 Mitglieder des Verwaltungsrats sind vom US-Hedgefonds Elliott entsandt, darunter der Vorsitzende Fulvio Conti. Fünf Mitglieder gehören der Fraktion von Vivendi an. Die Aktie zog in Mailand um bis zu 4,6 Prozent an, nachdem Vivendi seinen Antrag zurückzog. Zuletzt lag sie noch 2 Prozent im Plus.

Jüngst drohte der schon seit längerem tobende Machtkampf zwischen Vivendi-Verwaltungsratschef Vincent Bollore und Elliott-Chef Paul Singer in eine wahre Schlammschlacht abzugleiten. Vivendi bezichtigte Elliott unlauterer Methoden bei seinen Investments, der Hedgefonds habe nur seine eigenen Interessen im Sinn.

Der streitbare US-Milliardär und Starinvestor Singer gilt als wenig zimperlich, wenn es ums Geld geht. Oft kauft er sich rund um größere Deals wie Übernahmen und Aufspaltungen in Firmen ein, um dann Profit aus seiner Beteiligung zu schlagen und aktivistisch auf die Unternehmensstrategie Einfluss zu nehmen.

Die beiden großen Aktionäre sind unterschiedlicher Auffassung, wie es bei dem Konzern weitergehen soll. Singer treibt eine stärkere Aufspaltung des ehemaligen Staatsmonopolisten voran als die Franzosen. Vivendi ist mit 24 Prozent größter Aktionär, die Mehrheit im Verwaltungsrat hatte sich aber im vergangenen Mai Elliott unter den Nagel gerissen. Der Hedgefonds besitzt gut 9 Prozent der Anteile.

Vivendi habe kaum eine Chance gehabt, sich mit der Forderung auf der Hauptversammlung durchzusetzen, sagte Analyst Thomas Coudry von der Investmentbank Bryan, Garnier & Co der Nachrichtenagentur Bloomberg. Wahrscheinlich seien die Franzosen dabei, den Kampf mit Elliott beizulegen. Vor der Hauptversammlung hatten einflussreiche Aktionärsberater den Aktionären eine Ablehnung des Vivendi-Antrags empfohlen.

Vergangene Woche hatte Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtet, der ebenfalls große Anteilseigner, die öffentliche italienische Förderbank Cassa Depositi e Prestiti, vermittle derzeit zwischen den beiden Streithähnen./men/stk/jha/