LONDON (awp international) - Die spanische Telefonica und der Medienkonzern Liberty Global prüfen eine Zusammenlegung ihrer britischen Aktivitäten. Beide Unternehmen befinden sich in Gesprächen, wie Telefonica am Montag einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg bestätigte. Es gebe weder ein festes Datum noch eine Garantie für eine mögliche Vereinbarung. Bloomberg hatte bereits am Freitagabend unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass eine mögliche Vereinbarung bereits in der kommenden Woche angekündigt werden könnte.

Es sei allerdings noch keine Entscheidung gefallen. Die Verhandlungen könnten auch scheitern oder sich verzögern. Telefonica Deutschland , die deutsche Tochter des hoch verschuldeten spanischen Konzerns, wäre von der möglichen Transaktion nicht betroffen. Die Telefonica-Aktie legte im frühen Handel rund drei Prozent zu und war damit neben Sanofi der einzige Gewinner im EuroStoxx 50.

Ein solcher Deal würde die Schuldenquote von Telefonica und damit seine Bedenken nicht grossartig ändern, schrieb Analyst Akhil Dattani von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. Sollte der spanische Telekomkonzern allerdings einen schnellen Weg für einen kompletten Ausstieg aus Grossbritannien aufzeigen, würde die Schuldenquote sinken. Das wäre dann eher positiv.

Bei der Fusion könnten das britische Mobilfunkgeschäft (O2 UK) des hoch verschuldeten spanischen Konzerns und der zu Liberty Global gehörenden Virgin Media, die in Grossbritannien Telefon-, Fernseh- und Internetdienste anbietet, zusammengelegt werden. O2 ist unter anderem mit Marken wie Tesco Mobile und Giffgaff mit 34 Millionen Kunden der grösste Mobilfunkanbieter Grossbritanniens. Virgin Media kam zuletzt auf 5,3 Millionen Kunden.

Die Transaktion könnte damit die grösste in der britischen Telekombranche seit 2015 werden, als der frühere Monopolist BT den Mobilfunker EE für rund 12,5 Milliarden britische Pfund übernommen hatte. EE hatte zuvor der Deutschen Telekom und dem französischen Konzern Orange gehört. Die Deutsche Telekom hält seitdem rund zwölf Prozent der BT-Aktien.

Experten rechnen bereits seit längerem mit einem neuen Vorstoss der Spanier, eine Lösung für das britische Mobilfunkgeschäft zu suchen. 2015 hatte Telefonica mit chinesischen Mobilfunkanbieter Hutchison, der in Grossbritannien bereits vertreten ist, eigentlich einen Käufer gefunden - doch der rund 13 Milliarden Euro schwere Deal kam wegen eines Vetos der europäischen Wettbewerbsbehörde nicht zustande.

Da es sich bei der jetzt kolportierten Transaktion zwischen Telefonica und Liberty Global nicht um einen Zusammenschluss von zwei Mobilfunkunternehmen handeln würde, würde zumindest kein Anbieter verschwinden. Derzeit ist neben O2 UK, der BT, der Hutichson-Sparte Three noch Vodafone aktiv./nas/mne/zb