Zürich (awp) - Swatch-Chef Nick Hayek bereut die Abkehr von der Baselworld nicht. Die eigene Produktschau, die Swatch während der Uhren- und Schmuckmesse, organisiert hatte, sei ein geschäftlicher Erfolg gewesen. Die Marke Omega beispielsweise habe dabei mehr umgesetzt als zuvor an der Baselworld - "und das zweistellig".

Die Produktschau habe man auf Wunsch der Händler organisiert und der Besuch sei äusserst rege gewesen, sagte Hayek im Interview mit der "Finanz und Wirtschaft", das am Freitag online veröffentlicht wurde. Auf die Frage, ob die Swatch Group jemals wieder an einer Uhrenmesse anzutreffen sei, antwortete er: "Wir sind auf solche Plattformen nicht angewiesen." Die Marken der Gruppe veranstalteten jede Woche weltweit zwei bis drei Events, um die Händler zu treffen.

Damit zerstreut Hayek wiederholt Hoffnungen der Messebetreiberin MCH Group, Swatch könne zu einer Rückkehr bewegt werden. Hans-Kristian Hoejsgaard, Interims-Chef der Gruppe, erklärte im März nach der Baselworld, man wolle noch einmal das Gespräch mit Hayek suchen und versuchen, ihn von den Neuerungen zu überzeugen. Die Absage von Swatch - bislang dem grössten Aussteller an der Messe - hat MCH in eine tiefe Krise gestürzt.

"Riesenchance" im Onlinehandel

Weiter äusserte sich Hayek auch zu Vertriebsfragen. So könne man bei Luxusmarken mit eigenen Läden die Distribution besser kontrollieren. Bei Omega beispielsweise sei es denkbar, den Umsatzanteil der eigenen Läden von heute einem Viertel auf 30 bis 35 Prozent zu steigern. Dass die ganze Gruppe einmal die Hälfte des Umsatzes oder mehr in eigenen Läden machen werde, sei aber weder vorgesehen noch notwendig.

Bei den günstigeren Marken wiederum setzt Swatch mehr auf den Onlinekanal. Heute setze die Gruppe zwar "noch nicht 10 Prozent" um. Swatch habe aber im Onlinehandel eine Riesenchance. So habe die Marke nur vierzig eigene Läden in den USA - und grosse Alternativen gebe es nicht. Die Departement Stores seien ja teilweise schon am Verschwinden. "Ich rechne damit, dass Swatch und Tissot einmal mindestens 50 Prozent des Umsatzes online machen können und werden - je nach Land."

Zum Geschäftsgang im Jahr im laufenden Jahr blieb Hayek derweil vage: "Sie erwarten hoffentlich, nach nur drei Monaten, nicht eine präzise Prognose für das gesamte Jahr von mir", sagte er im Interview. Das Umfeld sei aber hektischer als vor einem Jahr, etwa mit dem Hin und Her um den Brexit oder den Protesten der Gilets Jaunes in Frankreich. Auf der anderen Seite laufe das Geschäft in vielen Teilen der Welt weiterhin gut, so etwa in den USA, in Japan oder China.

tt/uh