Biel (awp) - Die Swatch Group hat im ersten Halbjahr weniger Umsatz und Gewinn erzielt als noch vor Jahresfrist. Laut dem Konzern kostete das Vorgehen gegen Grauhändler einen dreistelligen Umsatzbeitrag. Für das Gesamtjahr erwartet Swatch wieder einen Umsatzanstieg.

Der Konzern verkaufte Uhren für insgesamt 4,08 Milliarden Franken - ein Minus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 4,27 Milliarden, wobei um Währungseinflüsse bereinigt ein Minus von 3,7 Prozent resultierte.

Swatch sei kompromisslos gegen Graumarkthändler vorgegangen und habe damit einen kurzfristig negativen Einfluss auf den Umsatz im ersten Halbjahr in dreistelliger Millionenhöhe in Kauf genommen, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Langfristig werde dies vor allem in den Hauptmärkten zu positiven Effekten führen.

Wegen des Lieferstopps an Graumarkthändler erhöhten sich auch die Warenvorräte gegenüber Jahresanfang um 2,6 Prozent auf 7,1 Milliarden Franken.

Einbussen in Hongkong

Nach der Abschwächung im Schlussquartal 2018 hätten die Umsätze im ersten Semester 2019 wieder ein sehr gutes Niveau erreicht, hiess es weiter. In Festlandchina, in Japan und auch in den USA sei das Wachstum in allen Preissegmenten sehr positiv gewesen.

Die Verkäufe in Hongkong - einem wichtigen Absatzmarkt mit attraktiven Margen - hätten indes unter den politischen Turbulenzen gelitten. Dort büsste Swatch im zweistelligen Prozentbereich an Umsatz ein. Die Verkäufe im eigenen Detailhandel und im Onlinehandel hätten derweil ein positives Wachstum verzeichnet, hiess es weiter.

Laut Swatch konnten weiter die Lieferengpässe im Bereich Habillage, der etwa Schalen, Zifferblätter oder Zeiger umfasst, reduziert werden. Sie seien aber noch nicht vollständig bereinigt. Die Situation solle sich im zweiten Halbjahr weiter verbessern.

Tiefere Profitabilität

Die tieferen Verkaufszahlen wirkten sich auch auf die Profitabilität des Bieler Uhrenkonzerns aus: Der Betriebsgewinn (EBIT) sank um 13 Prozent auf 547 Millionen Franken und die Marge um 1,3 Prozentpunkte auf 13,4 Prozent. Unter dem Strich lag der Reingewinn bei 415 Millionen nach 468 Millionen im Jahr davor (-11 Prozent).

Auch der Personalbestand schrumpfte leicht: Ende Juni arbeiteten mit 36'800 Personen rund 300 Mitarbeitende weniger für Swatch.

Im Vorfeld der Zahlenpublikation hatten von der Nachrichtenagentur AWP befragte Analysten mit einem stärkeren Gewinnrückgang gerechnet. Sie erwarteten im Schnitt einen EBIT von 529 Millionen und einen Reingewinn von 405 Millionen. Beim Umsatz dagegen hatten sie sich mit 4,16 Milliarden Franken auf ein leicht höheres Ergebnis eingestellt.

Starkes zweites Halbjahr erwartet

Im Vergleich zum Vorjahr hat Swatch somit deutlich an Schwung verloren. Im Geschäftsjahr 2018 wuchs der Umsatz währungsbereinigt noch um knapp 6 Prozent bei einer Marge von 14,7 Prozent. Bereits im Jahresverlauf hatte sich das Wachstum jedoch bereits verlangsamt und das, obwohl das wichtige Weihnachtsgeschäft in die zweite Jahreshälfte fällt.

Für die zweite Jahreshälfte in diesem Jahr zeigte sich der Konzern indes zuversichtlich: Er rechnet wegen der "anhaltend guten Nachfrage in den wichtigsten Märkten" und wegen schwächeren Vergleichszahlen nach einem schlechten vierten Quartal 2018 mit einem "starken Wachstum".

Der erfolgreich implementierte Onlinehandel soll vor allem im mittleren und unteren Segment im zweiten Semester dynamisches Wachstum generieren. Insgesamt stellt Swatch daher für das Gesamtjahr ein positives Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr in Aussicht.

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