Zürich (awp) - Die Aktien der Swatch Group haben am Freitag deutlich an Wert verloren. Noch am Donnerstag hatten Wachstumsfantasien die Papiere trotz eigentlich enttäuschender Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2016 in die Höhe getrieben. Optimistische Aussagen zur weiteren Geschäftsentwicklung hätten am Markt Anklang gefunden, begründeten Händler. Allerdings könnten die von CEO Nick Hayek geäusserten Wachstumsaussichten auch zu optimistisch sein, halten Analysten dagegen.

Am Freitag gaben die Swatch-Papiere um 1,9% auf 347,50 CHF nach und waren damit schwächster Wert im SMI. Auch die Titel des Branchennachbars Richemont (-0,4%) standen unter Druck, während der SMI-Gesamtmarkt 0,90% zugelegt hat. Seit Jahresbeginn liegen die Swatch-Aktien allerdings mit knapp 10% immer noch gut im Plus und seit Anfang August sind sie vom 52-Wochen-Tief von 246 CHF sogar um 40% in die Höhe geschossen.

Am Donnerstag hatte die Swatch Group die Anleger zunächst mit der Publikation eines 2016 um knapp 11% gesunkenen Umsatzes aufgeschreckt. Unter den Erwartungen lagen auch die Gewinnzahlen, eine Dividendenkürzung liess ebenfalls aufhorchen. Im Ausblick gab sich Swatch dann allerdings optimistisch: Man rechne 2017 in Lokalwährungen wieder mit einem "gesunden" Wachstum, hiess es. CEO Nick Hayek liess am Donnerstagnachmittag an einer Analystenkonferenz verlauten, dass Swatch 2017 ein Wachstum von 7 bis 9% anstrebe. Im Interview mit der Zeitung "Le Temps" stellte er sogar einen Zuwachs von bis zu 10% in Aussicht.

In Analystenkreisen werden die Aussagen Hayeks mit Vorsicht genossen. Die Analysten von Natixis senkten das Rating auf 'Reduce' von zuvor 'Neutral' und erhöhten mit Blick auf die hohe Bewertung das Kursziel auf 267 von 259 CHF. Die Ergebnisse 2016 hätten die Erwartungen klar verfehlt, doch zeige sich das Management für 2017 zuversichtlich, schreibt die zuständige Analystin. Bei Natixis übt man sich nun zunächst in Zurückhaltung, man wolle die weitere Entwicklung in der Uhrenindustrie abwarten.

Skeptisch äussert sich Mario Ortelli von Bernstein (Rating: Market-Perform; Kursziel: 290 CHF). Die Aussagen von CEO Nick Hayek bezüglich eines mittelfristigen Wachstums der Schweizer Uhrenbranche von jährlich 5 bis 15% sowie die firmeneigenen Wachstumsaussichten seien zu optimistisch. Dabei gelte es zu beachten, dass das starke Januar-Wachstum in China vom frühen Start des chinesischen Neujahrsfest am 28. Januar stark begünstigt worden ist. Und wenn die Chinesen vermehrt im eigenen Land Uhren einkaufen, werde dies in anderen Marktregionen unweigerlich Umsatzeinbussen zur Folge haben.

Das derzeit hohe Bewertungsniveau hat die Experten von S&P Global sogar dazu gebracht, den Titel auf 'Strong Sell' von 'Sell' abzustufen. Derweil führte die UBS das Kursziel auf 342 von 281 CHF an die derzeitige Bewertung heran (Rating: 'Neutral').

UBS-Analystin Helen Brand erwartet mit der Unterstützung Chinas bis 2018 eine nachhaltige Umsatz- und Margen-Erholung. Vom Wachstum der chinesischen Mittelklasse dürften vor allem Uhren zu Preisen bis in den Bereich von 6'000 CHF profitieren, wo die Swatch Group stark vertreten sei. Allerdings sei das Wachstumsszenario in China schon weitgehend im aktuellen Aktienkurs eingepreist, meint die Expertin.

Die Deutsche Bank sieht Swatch mit einem Kursziel von 415 CHF nach wie vor als 'kaufenswert'. Die Swatch Group habe auch in den schwierigen Jahren 2015 und 2016 an den Produktionskapazitäten festgehalten, was auch stark auf die Marge gedrückt habe. Nun sei der Konzern bereit und insbesondere auch die Uhrwerk- und Komponententöchter, sollte der Markt zu Wachstum zurückkehren.

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