(neu: Schlusskurs)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Aussicht auf nur noch einen schmalen Gewinn hat den leidgeplagten Anlegern von Thyssenkrupp am Freitag einen weiteren Schlag versetzt. Der kriselnde Industriekonzern stellt wegen Rückstellungen für ein Kartellverfahren und die Komponentensparte nur noch einen Überschuss von 100 Millionen Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr in Aussicht. Die Aktien brachten daraufhin im Dax um 9,08 Prozent auf 17,33 Euro ein. Im Tief fielen sie mit 16,735 Euro auf den niedrigsten Stand seit Juni 2016.

"Der negative Nachrichtenfluss nimmt einfach kein Ende", sagte ein Händler. Erst im August hatte der Konzern seine Prognose für das operative Ergebnis (Ebit) gesenkt. Diese wurde nun auch nochmals von 1,8 Milliarden auf 1,6 Milliarden Euro gekürzt. Laut Analyst Luke Nelson von JPMorgan sind die Markterwartungen damit zu hoch angesetzt.

Der Industriekonzern begründete die Gewinnwarnung mit einem Kartellverfahren wegen möglicher Absprachen bei den Stahlpreisen und den dafür gebildeten Rückstellungen. Außerdem wurden Probleme in einigen Geschäftsbereichen als Belastung aufgeführt, darunter Qualitätsprobleme im Komponentengeschäft, Einschränkungen im Betriebsablauf bei Steel Europe und eine unerwartet schwache Entwicklung im Aufzuggeschäft.

Die Warnung basiere weitgehend auf Sondereffekten, sei aber weitreichend, urteilte Analyst Ingo-Martin Schachel von der Commerzbank am Freitag in einer ersten Reaktion. Analyst Christian Obst von der Baader Bank zeigte sich überrascht. Die Risiken durch das Kartellverfahren seien eine Neuigkeit - ebenso wie die Qualitätsprobleme in der Komponentensparte und die niedrigeren Ergebnisse im Aufzuggeschäft.

Die Experten des Bankhauses Metzler strichen ihre Kaufempfehlung für die Aktien. Für Analyst David Varga ist es wegen operativer Risiken an der Zeit, die "Reißleine zu ziehen". Die Neuaufstellung des Industriekonzerns brauche Zeit und werde teuer, zudem sorge der Umbau des Managements für permanente Unruhe.

Durch den erneuten Kursrutsch zählen die Papiere von Thyssenkrupp im Dax zu den sieben größten Verlierern in diesem Jahr. Mittlerweile haben sie etwas mehr als 28 Prozent an Wert verloren, während das Minus des Dax fast 11 Prozent beträgt.

Mit dem Kursrutsch am Freitag rissen Thyssenkrupp auch andere Stahlwerte nach unten. Für die Aktien von Salzgitter ging es im Sog der negativen Branchenstimmung um fast 5 Prozent bergab, während die Papiere von Klöckner & Co um fast 6 Prozent fielen. Dort kam eine negative Stimme der Experten von Goldman Sachs hinzu. Analyst Eugene King sieht für den Stahlhändler Risiken durch die Entwicklung der Stahlpreise./tih/tav/mis/ck/fba

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