BOCHUM (awp international) - Der Chef des Stahl- und Industriekonzerns Thyssenkrupp , Guido Kerkhoff, hat Versäumnisse bei der Entwicklung des Unternehmens eingeräumt. Im Industriegütergeschäft sei Thyssenkrupp zwar "gut im Markt positioniert, aber eben nicht herausragend", sagte der Manager am Freitag vor Aktionären in Bochum laut Redetext. Er müsse anerkennen, "dass wir bei der operativen Performance noch viel besser werden müssen". Die Aktie legte nach den Aussagen als Dax-Spitzenreiter um mehr als vier Prozent zu.

Im Aufzugsgeschäft arbeiteten die führenden Wettbewerber deutlich profitabler als Thyssenkrupp. So seien etwa die Zukäufe der jüngsten Vergangenheit nicht schnell und ausreichend integriert worden, was zum Aufblähen der Verwaltungskosten geführt habe. Die Strukturen sollen nun mit einer neuen Führung vereinfacht werden. Auch mit dem Automobilzulieferergeschäft zeigte sich Kerkhoff unzufrieden: Qualitätsprobleme hätten dem Geschäft zuletzt zu schaffen gemacht, die nun angegangen worden seien.

Die grössten Probleme hat aber zur Zeit der Anlagenbau. "Hier haben wir die Dinge zu lange laufen lassen", räumte Kerkhoff selbstkritisch ein. Hier hatte Thyssenkrupp zu stark auf Wachstum gesetzt und konnte als Folge Aufträge nicht schnell genug abwickeln. Zudem setzte der Konzern zu stark auf Grossprojekte - die dann aber ausblieben. Wegen der Probleme im Anlagenbau hatte Thyssenkrupp im vergangenen Jahr seine Prognose kappen müssen. Kerkhoff will nun mit neuer Führung und neuer Aufstellung gegensteuern. Eine schnelle Erholung dürfte es allerdings nicht geben. Es werde "einige Zeit dauern, bis die Massnahmen Ergebnisse in Euro und Cent bringen", so Kerkhoff./nas/jha/