DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der österreichische Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine will sich an einer Konsolidierung der Stahlbranche in Europa nicht beteiligen. Es gebe kein Interesse an Zukäufen im Stahlbereich, sagte der scheidende Konzernchef Wolfgang Eder am Montagabend bei einer Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. Dies gelte auch für Aktivitäten von Thyssenkrupp und Tata Steel Europe, die diese voraussichtlich im Zuge ihrer geplanten Stahlfusion abgeben müssen.

Thyssenkrupp und Tata hatten der EU-Kommission Zugeständnisse gemacht, um grünes Licht für ihr Vorhaben zu bekommen. Die europäische Behörde hatte wegen Wettbewerbsbedenken im vergangenen Oktober ein vertieftes Prüfungsverfahren eingeleitet. Früheren Aussagen von informierten Kreisen zufolge haben Thyssenkrupp und Tata mehrere Anlagen zum Verkauf angeboten und haben dafür vor allem strategische Käufer im Sinn.

Voestalpine-Chef Eder winkt jedoch ab. Nur noch rund ein Drittel des Jahresumsatzes von knapp 13 Milliarden Euro mache das Unternehmen mit der Stahlerzeugung, sagte er. "Wir wollen im Stahl bleiben", so Eder - solange es Sinn mache. Dabei konzentriere sich Voestalpine jedoch auf Hochtechnologiestähle und Nischenprodukte. Der österreichische Konzern mit Sitz in Linz ist mittlerweile verstärkt in der Verarbeitung tätig. Etwa für die Automobilindustrie. Hier sieht Eder dunkle Wolken am Himmel. Angesichts konjunktureller Unsicherheiten, einer abwartenden Haltung von Endkunden sowie womöglich drohende Strafzölle aus den USA sieht er eine schwierige zweite Jahreshälfte in dem Bereich. "Wir stellen uns darauf ein, dass das zweite Halbjahr deutlich schwieriger wird als das erste."

Der Manager setzt dabei Hoffnungen auf die Elektromobilität, etwa bei Elektrobändern und Komponenten für Elektromotoren. Dabei hält Eder es für möglich, später auch einmal komplette Elektromotoren zu bauen.

Der Manager übergibt im Juli den Vorsitz nach 15 Jahren an der Spitze an Herbert Eibensteiner. Eder soll danach in den Aufsichtsrat wechseln und 2021 den Vorsitz übernehmen. Zudem übernimmt er ab Sommer auch die Führung im Aufsichtsrat des Halbleiterkonzerns Infineon./nas/he