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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die besonders leidgeprüften Aktionäre von Thyssenkrupp haben am Donnerstag einen Hauch von Erleichterung gespürt. Die Umbaupläne des Industriekonzerns fielen am Aktienmarkt auf fruchtbaren Boden, so dass sich die Papiere mit einem Plus von 2,62 Prozent auf 10,785 Euro den ersten Platz im Dax sicherten. Mit dem seit Anfang Januar aufgehäuften Minus von rund 28 Prozent bleiben die Anteilsscheine aber das Jahres-Schlusslicht im deutsche Leitindex. Das Börsenbarometer hat in diesem Zeitraum gut 11 Prozent gewonnen.

Thyssenkrupp treibt seinen Umbau voran, mit dem der Konzern profitabler und wettbewerbsfähiger werden will. Dabei stellen die Essener weitere Geschäfte auf den Prüfstand, die derzeit Geld verbrennen. Auf der Liste steht unter anderem das Geschäft mit Federn und Stabilisatoren für die Automobilindustrie sowie mit Grobblechen.

Damit nehme die Umstrukturierung von Thyssenkrupp Fahrt auf, schrieb Analyst Christian Obst von der Baader Bank. Gleichwohl lege die Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfeldes die Schwäche der Konzernstruktur offen, zumal einige Sparten Verluste schrieben. Obst gab zu bedenken, dass die Verkaufspreise für stark vom Konjunkturzyklus abhängige Geschäftsbereiche, die sich unterdurchschnittlich entwickelten, aktuell sehr niedrig seien.

Mit dem geplanten Börsengang der Aufzugssparte aber scheine Thyssenkrupp auf gutem Weg zu sein, fuhr Obst fort. Dies ist der wertvollste Teil des Konzerns. Nach dem Geschäftsbereich sollen früheren Medienberichten zufolge sowohl Konkurrenten als auch Finanzinvestoren ihre Fühler ausgestreckt haben.

In den Hintergrund geriet derweil, dass Thyssenkrupp nach einem schwachen Quartal seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt hatte. "Es war jedermanns Geheimnis, dass das Leben für den Konzern bereits hart geworden ist", sagte ein Händler. Nun aber fingen die Harten erst an zu leben, fuhr der Börsianer in Anspielung auf den berühmten Hit von Billy Ocean fort. Die Anleger versuchten insofern, erst einmal nach vorn zu schauen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Probleme bereitet Thyssenkrupp derzeit unter anderem das Stahlgeschäft. Dieses schnitt im dritten Geschäftsquartal besonders schwach ab und leidet unter Überkapazitäten, Preisdruck und hohen Rohstoffkosten.

Insofern zeigen Aktionäre den Papieren von Thyssenkrupp bislang noch die kalte Schulter. Erst zur Wochenmitte hatten die Anteilsscheine mit 10,34 Euro ein weiteres Tief seit Sommer 2003 erreicht.

Angesichts der jahrelangen Kursverluste könnten die Tage des Stahl- und Industriekonzerns im Dax bald gezählt sein. Thyssenkrupp bräuchte schon eine deutliche Kurserholung, um den Dax-Platz am Ende doch noch zu verteidigen, schrieb Analyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg unlängst./la/nas/mis

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