LONDON (dpa-AFX) - Stahlwerte waren in den vergangenen eineinhalb Jahren sichere Verlustbringer. Die weltweite konjunkturelle Abkühlung und der Handelsstreit setzten den Unternehmen zu. Doch jeder Abschwung ist irgendwann zu Ende. Analyst Carsten Riek von Credit Suisse geht davon aus, dass die zyklische Abwärtsbewegung in den letzten Zügen liegt und der europäische Stahlsektor bald zu neuem Leben erwachen wird.

Seinen Optimismus bezieht der Analyst aus einer Reihe von Signalen. Kapazitätskürzungen in der zweiten Hälfte dieses Jahres und der kräftige Rückgang der Nettoimporte der EU sollten sich positiv auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auswirken. In den kommenden Jahren rechnet der Analyst daher mit verbesserten Margen. Wie stark das Potenzial ist, zeigt Riek am Abschlag des operativen Gewinns (Ebitda) je Tonne Stahl zum langjährigen Durchschnitt. Der liegt derzeit bei 35 bis 50 Prozent durchschnittlich, was der Analyst für übertrieben hält.

Denn so schlecht sind die Aussichten keineswegs. Die Lagerbestände seien - im Gegensatz zu früheren Abschwungszyklen - nicht extrem hoch, stellt Riek fest. Aus der Baubranche halte die Nachfrage an und die gebeutelte Autoindustrie dürfte die Produktion zumindest nicht weiter kürzen. Daher sei 2020 und 2021 von einer steigenden Stahlnachfrage von drei beziehungsweise zwei Prozent auszugehen.

Die Favoriten der Credit Suisse sind ArcelorMittal und SSAB. Die Unternehmen überzeugten durch ihre starke Bilanz und den freien Mittelzufluss (Free Cashflow). Beim Stahlhändler Klöckner & Co gefällt die ungerechtfertigt niedrige Bewertung. Zurückhaltender fällt das Votum für Voestalpine aus. Der spätzyklische Wert sei, ebenso wie Thyssenkrupp, derzeit nicht die erste Wahl./mf/bgf/mis

Veröffentlichung der Original-Studie: 02.09.2019 / 16:43 / UTC Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 03.09.2019 / 04:32 / UTC