TOKIO (awp international) - Der japanische Konzern Hitachi hat Pläne für Atomkraftwerks-Projekte in Grossbritannien auf Eis gelegt. Das japanische Industriekonglomerat werde in diesem Zusammenhang einen Verlust von rund 300 Milliarden Yen (gut 2,4 Mrd Euro) verbuchen, erklärte Hitachi am Donnerstag in Tokio.

Wie Hitachis britische Atomkraft-Tochter Horizon erklärte, seien die Projekte daran gescheitert, dass Hitachi sowie die britische und die japanische Regierung sich nicht auf eine Finanzierung einigen konnten. Die Atomkraft-Branche leidet unter stark steigenden Kosten, der Konkurrenz günstigerer Energieträger sowie einer strengen Regulierung. Ob auch die Unsicherheiten über den geplanten Ausstieg Grossbritanniens aus der EU - den Brexit - eine Rolle spielen, ging aus der Mitteilung nicht hervor.

Die Opposition machte nach Angaben der Nachrichtenagentur PA unter anderem eine verfehlte Energiepolitik der Regierung für die Entscheidung Hitachis verantwortlich. Der neuen Atomstrategie mangele es an Klarheit bei Finanzierungsfragen für Nuklearprojekte, sagte die Labour-Abgeordnete Rebecca Long Bailey - die Schattenministerin der Opposition für Unternehmen und Energie. Das habe vor zwei Monaten Toshiba dazu bewogen, sich aus einem Projekt in Moorside zurückzuziehen.

Konkret wird Horizon das geplante Atomkraftwerk Wylfa Newydd im nordwalisischen Anglesey auf Eis legen. Auch die Arbeiten an einem zweiten Projekt im englischen Oldbury werden demnach bis auf weiteres gestoppt. In Wylfa sollten etwa 9000 Arbeiter für den Bau zweier Atomreaktoren beschäftigt werden, berichtete der Sender BBC. Diese Jobs hingen nun in der Luft. Das Kraftwerk selbst sollte BBC zufolge 20 Milliarden Pfund (etwa 22,5 Milliarden Euro) kosten und Mitte 2020 in Betrieb gehen./fba/jha/aae/DP/jha