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LONDON/PARIS (dpa-AFX Broker) - Die Türkei-Krise zieht an den Aktienbörsen immer mehr Branchen in Mitleidenschaft. Hatten sich Anleger in der vergangenen Woche wegen des Wertverfalls der türkischen Lira noch vornehmlich Sorgen um das europäische Bankensystem gemacht, erfasste die Welle zum Wochenstart auch zahlreiche Touristikanbieter mit Türkei-Geschäft.

Für die Aktien des weltgrößten Reisekonzerns Tui ging es in London um rund dreieinhalb Prozent abwärts. Die Papiere des Konkurrenten Thomas Cook verloren knapp 2 Prozent. Die Aktien der französisch-niederländischen Fluggesellschaft Air France-KLM gingen gar mit rund 5,5 Prozent Abschlag auf Sinkflug. Hier belasteten zusätzlich Sorgen vor Streiks.

Auch die Anteilsscheine des Billigfliegers Easyjet, der mehrere Flughäfen in der Türkei ansteuert, gaben am Montag um mehr als ein Prozent nach. Die Aktien der türkischen Airline Turk Hava Yollari knickten an der Börse in Istanbul um rund 2 Prozent ein, nachdem sie bereits vor dem Wochenende kräftig verloren hatten.

Der Branchenindex der Touristikbranche gab zuletzt um 0,74 Prozent nach und war damit zurück auf dem Niveau von Ende April. Seit Jahresbeginn fährt der Touristik-Index im Zickzack. Nach einem Tief Anfang April war es Ende Mai deutlich hochgegangen. Die Branche kämpft immer wieder mit Belastungsfaktoren wie Streiks, Rohstoffpreisen und den geopolitischen Verwerfungen.

Terroristische Attacken in der Türkei und der politische Kurs von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatten in den vergangenen Jahren dem für das Land wichtigen Tourismus kräftig zugesetzt. 2018 hatten die Buchungen jedoch wieder angezogen. Für Reiseanbieter wie Tui und Thomas Cook war die Türkei im Sommerprogramm einer der wichtigsten Wachstumstreiber.

Dabei könnte nun der jüngste heftige Wertverfall der türkischen Lira eigentlich ein positives Signal sein und den Tourismus in der Türkei weiter ankurbeln, weil die Ferien dort billiger würden. Doch derzeit überwiege die Angst vor einem wirtschaftlichen Kollaps des Landes, erklärte Neil Wilson von Markets.com die jüngsten Kursverluste. Dabei schwingt der Gedanke mit, dass dies künftig auch wieder viele Reisende dazu veranlassen könnte, ihren Urlaub in einem anderen Land zu verbringen.

An den internationalen Börsen wird inzwischen ein Übergreifen der Krise sogar auf andere Schwellenländer befürchtet. Die Experten der Commerzbank dämpften Sorgen solcher Art: "Da die Krise in der Türkei größtenteils hausgemacht ist und durch schwerwiegende Politikfehler der dortigen Regierungsverantwortlichen ausgelöst wurde, ist die Gefahr allerdings gering, dass andere Länder mit in den Strudel geraten", schrieben sie in einer Studie am Montag./tav/stw/jha/

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