Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 23. Juli das Geschäftsergebnis zum zweiten Quartal 2019. Zum AWP-Konsens haben insgesamt fünf Analysten beigetragen.

Q2 2019E
(in Mio USD)            AWP-Konsens   Q1 19A   Q2 18A 

Geschäftsertrag            7'199       7'218    7'644      
Gewinn vor Steuern         1'412       1'546    1'706      
- GWM                        945         863    1'014      
- Investment Bank            297         207      537      
Konzernergebnis            990,5       1'141    1'382     

FOKUS: Das zweite Quartal dürfte für die Bank erneut kein einfaches gewesen sein, auch wenn die Situation in den Monaten April bis Mai wohl etwas weniger schwierig war als im ersten Quartal. Vor allem Ende letzten Jahres und zu Beginn des neuen Jahres waren die Finanzmärkte bekanntlich phasenweise im Panikmodus. Dass die Situation ab Mitte Februar deutlich beruhigt hat, wurde bereits bei Bekanntgabe der Erstquartalszahlen Ende April bekannt. CEO Sergio Ermotti bestätigte dann Anfang Juni, dass sich das Geschäftsumfeld der grössten Schweizer Bank etwas aufgehellt hat.

"Im März, April und Mai hat sich die Situation eindeutig stabilisiert und verbessert, wenn auch von einer sehr tiefen Basis aus", sagte er an einer Anleger-Konferenz. Angesichts der Unsicherheit über die weitere Zinsentwicklung und die politische Lage in Grossbritannien, Italien und weiteren europäischen Ländern sei die Situation aber immer noch fragil. Dies helfe nicht, das Anleger-Vertrauen zurückzubringen, meinte er.

Dazu kommt, dass das zweite Quartal 2018 ein relativ gutes war, was es für die UBS wiederum schwierig macht, die Vorjahreswerte zu erreichen. Die Performance der UBS-Investmentbank sei im zweiten wie auch im ersten Quartal derjenigen von anderen Branchenvertretern nicht unähnlich gewesen, sagte Ermotti bei der oben erwähnten Konferenz. Die grossen US-Banken haben dabei zumeist einen Rückgang (zum Vorjahr) in ihren Handelsabteilungen vermeldet, da sich viele Anleger wegen des Handelskonfliktes oder Rezessionsbefürchtungen weiter zurückhalten. Und auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen schwächelt weiter.

Die grösste US-Bank JP Morgan etwa hat einen Rückgang der (bereinigten) Handelserträge von sechs Prozent vermeldet, wobei sowohl der Aktien- wie auch der Anleihenhandel schwächelte. Vergleichbar bzw. zum Teil noch schlimmer war auch die Entwicklung bei Citigroup, Goldman Sachs oder Morgan Stanley. Für die UBS ist zwar die Vermögensverwaltung (mit reichen Kunden) das wichtigste Geschäft. Allerdings ist dieses aufgrund der tiefen Zinsen in ihren wichtigen Märkten Europa und Asien wegen der Tiefzins-Situation ebenfalls nicht einfach.

Die Bank dreht denn auch weiter an der Kostenschraube und hat vor einiger Zeit zusätzliche Kosteneinsparungen von mindestens 300 Millionen Dollar gegenüber dem ursprünglichen Budget kommuniziert. Dabei handle es sich allerdings nur um taktische und nicht um strategische Massnahmen, hiess es. Das heisst, die Bank verschiebt Investitionsprojekte oder gewisse Personaleinstellungen nach hinten. Die Massnahmen sollen sich laut UBS ab dem zweiten Halbjahr bemerkbar machen.

Aufgrund der schwachen Kursentwicklung der Aktie - das UBS-Papier ist im bisherigen Jahresverlauf schwächster SMI-Wert - kommen auch immer wieder strategische Fragen auf. Gewisse Investoren etwa fordern eine radikale(re) Fokussierung auf das Wealth Management. Dem hat das UBS-Management bisher aber immer eine klare Absage erteilt. Dies dürfte auch jetzt nicht anders sein.

ZIELE (Konzernstufe):

Die UBS hat anlässlich des Investorentages im letzten Oktober die Ziele überarbeitet und zum Teil neu formuliert. Die Gruppenziele bzw. des wichtigsten Bereichs Global Wealth Management (GWM) nachfolgend in Tabellenform:

                                       Ziele             Ambition      Guideline
                                  FY 19   FY 19-21                      FY19-21
Gruppe
. Reported Return on CET1          15%                       17%
. Cost/Income-Ratio (Adj.)         77%                       72%
. CET1 Capital Ratio                                                    ca. 13%
. CET1 Leverage Ratio                                                   ca. 3,7%

GWM                 
. Gewinnwachst (v.St., adj.)                10-15%
. Cost/Income-Ratio (Adj.)        75%                       70%
. Neugeldwachstum                             2-4%

PRO MEMORIA:

KAPITALQUOTEN: Die UBS will bekanntlich eine der am besten kapitalisierten Grossbanken der Welt sein. Per Ende März lag die Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 13,0 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,80 Prozent. Die aktuellen Werte entsprechen in etwa den eigenen Zielgrösse für die nächsten Jahre.

AKTIENRÜCKKAUF: Derzeit läuft ein dreijähriges Programm (2018 bis 2020) für einen Rückkauf über 2 Milliarden Franken, wovon Ende 2018 mit 750 Millionen Franken gut ein Drittel durchgeführt war. Für dieses Jahr ist ein Volumen von 1 Mrd US-Dollar geplant, wobei gemäss Angaben bis Mitte Jahr rund 300 Millionen zurückgekauft waren. Wegen des für die Bank negativ verlaufenen Gerichtsfalls in Frankreich war dieses Ziel kurzfristig sistiert, dann aber bei der Q1-Berichterstattung wieder kommuniziert worden.

PARTNERSCHAFTEN/M&A: Die UBS hat Anfang Juni die Gründung eines Joint Ventures mit der japanischen Bank Sumitomo Mitsui Trust in der Vermögensverwaltung angekündigt, wobei die Schweizer Bank 51 Prozent daran halten wird. UBS und SuMi Trust wollen dabei ihre Produkte und Dienstleistungen ab Ende 2019 ihren jeweiligen Kunden anbieten. Die Aktivitäten sollen danach bis Anfang 2021 in das Gemeinschaftsunternehmen mit einem einheitlichen Markenauftritt eingebracht werden. Die beiden Finanzhäuser werden gemäss UBS Produkte, Anlageberatung und Dienstleistungen anbieten, die sie heute alleine nicht erbringen können. Sumitomo ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 285 Billionen Yen (umgerechnet rund 2600 Milliarden Franken) Japans grösster Bankentrust. CEO Ermotti begründete die Partnerschaft mit Wachstumspotenzial. Viele lokale Vermögensverwaltungsmärkte würden schnell wachsen, die UBS könne aber nicht überall selbst präsent sein. Hier könne die Bank ihre eigene Anlage-Expertise lokalen Anbietern zur Verfügung stellen, sagte er in einem Interview.

Vor ein paar Monaten hatte es verschärfte Gerüchte und Spekulationen gegeben, dass die UBS mit der Deutschen Bank über einen möglichen Zusammenschluss der eigenen Assetmanagement-Sparte mit DWS, der vergleichbaren Sparte der Deutschen, verhandelt. Bei beiden Instituten gelten die Sparten eigentlich als zu klein, um unter verschärften Bedingungen genug profitabel arbeiten zu können. Mitte Mai berichtete Bloomberg dann, die Gespräche seien ins Stocken geraten, weil sich die Beteiligten nicht einig würden, wer bei einem fusionierten Fondsanbieter das Sagen hätte. Seither hat man dazu nichts konkretes mehr gehört. Gemessen an den verwalteten Vermögenswerten sind beide Unternehmen in diesem Bereich etwa gleich gross. So kommt die UBS-Fondssparte auf 722 Milliarden und die DWS auf 704 Milliarden Euro verwaltetes Kundenvermögen. Bei einer Fusion könnten beide Gesellschaften auf das Niveau des grössten europäischen Fondsanbieters Amundi kommen.

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Zuletzt wurde die grösste Schweizer Bank bekanntlich vor rund fünf Monaten von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch.

Der Fall dürfte die UBS bis zu einem letztinstanzlichen Urteil daher vermutlich noch mehrere Jahre beschäftigen. Die diesbezüglichen Rückstellungen wurden von der UBS zuletzt mit 516 Millionen beziffert. Die Bandbreite der möglichen Ergebnisse sei aber gross und trage zu einem grossen Mass an Schätzungsunsicherheit bei, hiess es. Es könnte also durchaus sein, dass die Rückstellungen für den Frankreichfall noch angepasst werden müssen. Insgesamt hatte die UBS gemäss der letzten Bekanntgabe (Ende März) Rückstellungen für Rechtsfälle etc. von 2,68 Milliarden US-Dollar in ihren Büchern.

Die Bank geht auch nicht davon aus, dass sie ihre Altlasten so schnell los wird. Steuerbehörden in einer Reihe von europäischen Ländern hätten Ermittlungen in Bezug auf das grenzüberschreitende Vermögensverwaltungsgeschäft in Angriff genommen, Auskunftsersuchen gestellt oder Bankmitarbeiter in den entsprechenden Ländern geprüft, schrieb die Bank in ihrem Geschäftsbericht 2018. In diesem Zusammenhang interessant sein wird ein auf den 26. Juli angesetztes Urteil des Bundesgerichtes im Zusammenhang mit Datenlieferungen an Frankreich.

Es dürfte wegweisend für künftige Amtshilfegesuche sein. Das Bundesgericht muss klären, ob die Eidgenössische Steuerverwaltung Frankreich allein gestützt auf eine Liste mit mehreren tausend Kontonummern Amtshilfe leisten darf. Die französische Steuerbehörde hatte das Amtshilfeersuchen im Mai 2016 gestellt. Bei den Kontoinhabern soll es sich um mutmasslich in Frankreich steuerlich ansässige Personen handeln oder solche, die es waren. Frankreich hatte die Kundennummern von den deutschen Ermittlungsbehörden erhalten.

Im Februar 2018 verfügte die ESTV, die Amtshilfe zu gewähren. Die UBS und die direkt betroffenen natürlichen Personen reichten dagegen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein. Dieses entschied im August, dass die Steuerverwaltung die Daten nicht liefern darf. Die französischen Steuerbehörden hätten nicht dargelegt, warum davon auszugehen sei, dass die betroffenen Steuerpflichtigen ihren fiskalischen Pflichten nicht nachgekommen seien. Allein ein Konto in der Schweiz zu haben, genüge nicht als Begründung. Die ESTV zog dieses Urteil ans Bundesgericht weiter.

In den USA wartet die UBS zudem auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert mit aktuell 11,72 Franken (Freitag 13.00 Uhr) um rund 4 Prozent tiefer als Ende 2018 (CS +12%, SMI +18%) und ist damit die schwächste SMI-Aktie. Bereits letztes Jahr hatten beide Grossbanken-Aktien zu den schwächsten SMI-Werten gehört: Die UBS-Aktie hatte 32 Prozent, die CS-Aktie gar 38 Prozent eingebüsst (SMI -10%).

Homepage: www.ubs.com

an/yl