Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 22. Oktober das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2019. Zum AWP-Konsens haben insgesamt sechs Analysten beigetragen.

Q3 2019E
(in Mio USD)            AWP-Konsens     Q3 18A   Q2 19A 

Geschäftsertrag            7'160         7'381    7'534       
Gewinn vor Steuern         1'275         1'704    1'759       
Konzernergebnis              953         1'253    1'392       

Gewinn vor Steuern adj.    1'371         1'770    1'787       
- GWM                        836           964      905       
- P&C Banking                373           407      392       
- Investment Bank            246           429      439       

FOKUS: Das dritte Quartal dürfte für die Bank angesichts der tendenziell weiter sinkenden Zinsen und der anhaltenden Unsicherheit (Handelskonflikt USA/China, Brexit, Hongkong etc.) erneut kein einfaches gewesen sein. Konzernchef Sergio Ermotti hat laut Analysten am 24. September und damit kurz vor Ende des Quartals Anmerkungen in diese Richtung gemacht, auch wenn er dort nicht sehr konkret gewesen sei. Die Unsicherheiten hätten die Stimmung negativ beeinträchtigt und den Handel gebremst, soll er etwa gesagt haben. Allerdings habe er den Kapitalplan für die Ausschüttung an die Aktionäre (Dividenden, Aktienrückkaufprogramm etc.) bestätigt bzw. die Dividende als "sakrosankt" bezeichnet.

Die Analysten der ZKB erwarten jedenfalls insgesamt "kein starkes Ergebnis", zumal der Ertrag auch von der Sommerpause geprägt sein dürfte. Vor allem auch in der Kernsparte "Globale Vermögensverwaltung" (GWM) dürfte die UBS nicht auf Touren gekommen sein, da auch von der Aufwandseite keine positive Überraschung zu erwarten sei.

Im Fokus dürfte aber vor allem auch die Neugeldentwicklung stehen. Nachdem die grösste Schweizer Bank im zweiten Quartal überraschend einen Abfluss (u.a. steuerbedingt in den USA) vermelden musste, wird nun wieder ein positiver Wert erwartet. Der Bank sei es in den letzten Jahren immer wieder gelungen, nach einem schwachen Quartal im darauffolgenden Jahresviertel wieder einen starken Zufluss auszuweisen. Das dürfte auch dieses Mal der Fall sein, glaubt der zuständige Analyst der ZKB.

Aufgrund der schwierigen Situation an den Finanzmärkten hat die UBS Anfang Jahr bereits weitere Kosteneinsparungen in Angriff genommen. Wie sie zuletzt im Juli bestätigte, sollen über sogenannte taktische Massnahmen (nach hinten geschobene Investitionen, Personalrekrutierung etc.) zusätzliche 300 Millionen Dollar eingespart werden, was sich vor allem ab dem zweiten Halbjahr positiv auf das Ergebnis auswirken sollte, wie es hiess.

Insgesamt ist allerdings auch eine positive Überraschung nicht ganz auszuschliessen. Die US-Konkurrenz, die zumeist ihre Ergebnisse schon präsentiert hat, konnte die Markterwartungen zum Teil deutlich schlagen. Bei den meisten Banken - ausser bei Goldman Sachs - hatte dabei das Investment Banking positiv überrascht. Und dabei vor allem der Bereich Anleihen, der bei der UBS allerdings nicht besonders stark ist.

Aufgrund der schwachen Kursentwicklung der Aktie - das UBS-Papier war im August unter die Marke von 10 Franken gefallen und ist im bisherigen Jahresverlauf schwächster SMI-Wert - kommen auch immer wieder strategische Fragen auf. Gewisse Investoren etwa fordern eine radikale(re) Fokussierung auf das Wealth Management. Dem hat das UBS-Management bisher aber immer eine klare Absage erteilt, was auch jetzt nicht anders sein dürfte.

ZIELE:

Die UBS hat anlässlich des Investorentages im Oktober 2018 die Ziele überarbeitet und zum Teil neu formuliert. Die Gruppenziele bzw. des wichtigsten Bereichs Global Wealth Management (GWM) nachfolgend in Tabellenform:

                                       Ziele             Ambition      Guideline
                                  FY 19   FY 19-21         FY 21        FY19-21
Gruppe
. Reported Return on CET1          15%                       17%
. Cost/Income-Ratio (Adj.)         77%                       72%
. CET1 Capital Ratio                                                    ca. 13%
. CET1 Leverage Ratio                                                   ca. 3,7%

GWM                 
. Gewinnwachstum (v.St., adj.)               10-15%
. Cost/Income-Ratio (Adj.)        75%                        70%
. Neugeldwachstum                             2-4%

PRO MEMORIA:

KAPITALQUOTEN: Die UBS will bekanntlich eine der am besten kapitalisierten Grossbanken der Welt sein. Per Ende Juni lag die harte Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 13,3 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,83 Prozent. Die aktuellen Werte entsprechen bereits in etwa den Zielgrössen für die nächsten Jahre.

AKTIENRÜCKKAUF: Derzeit läuft ein dreijähriges Programm (2018 bis 2020) für einen Rückkauf über 2 Milliarden Franken. Nach 750 Millionen 2018 und 600 Millionen bisher 2019 sind somit insgesamt Aktien für 1,35 Milliarden zurückgekauft. Für dieses Jahr ist gemäss früheren Angaben ein Volumen von 1 Milliarde Franken geplant. Wegen des für die Bank negativ verlaufenen Gerichtsfalls in Frankreich war der Aktienrückkauf kurzfristig sistiert, dann aber bei der Q1-Berichterstattung wieder aufgenommen worden.

UMBAU IB: Die Grossbank UBS hat kürzlich ihr Investment Banking (IB) neu organisiert. Konkret wurde das Handelssegment "Investor Client Services" (ICS) in "Global Markets" umbenannt, wobei die beiden Unterdivisionen Aktien und FRC ("foreign exchange, rates and credit") zusammengeführt wurden. Neue Chefs der Einheit sind die früheren Sparten-Leiter Jason Barron und George Athanasopoulos. Das frühere Segment "Corporate Client Services" wurde in "Global Banking" umbenannt. Ros L'Esperance und Javier Oficialdegui sind seither Co-Leiter und damit verantwortlich für alle M&A- und Kapitalmarktaktivitäten. Neben tieferen Kosten erhoffe sich das IB-Management um Piero Novelli und Robert Karofsky auch zusätzliche Einnahmen durch eine schlankere, effizientere Struktur, hiess es.

PERSONALIEN: In Bezug auf Personalien hat zuletzt vor allem die Posse um Iqbal Khan für Schlagzeilen gesorgt. Der frühere CS-Mann hat sich bekanntlich mit seinem damaligen Chef Tidjane Thiam verkracht und die zweitgrösste Schweizer Bank im Streit verlassen. Seit Anfang Oktober ist er nun bei der UBS Co-Chef der Vermögensverwaltung. Er leitet die Sparte zusammen mit Tom Naratil, der frühere Co-Chef Martin Blessing trat hingegen zurück.

Zu einer Änderung kam es auch an der Spitze der Sparte Asset Management. Die bisherige Investment-Chefin der Sparte, Suni Harford, übernahm ebenfalls per Anfang Oktober die Leitung von Ulrich Koerner, der nach über zehn Jahren in der Konzernleitung zurücktrat. Koerners weitere Funktion als President UBS Europe, Middle East and Africa übernahm Sabine Keller-Busse zusätzlich zu ihrer aktuellen Funktion als Group Chief Operating Officer (COO). Keller-Busse gilt auch als mögliche Nachfolgerin von Konzernchef Ermotti an der Spitze der Bank. Khan, der ebenfalls als möglicher Nachfolger gehandelt wird, dürfte hingegen aus dem Skandal um seinen Abgang etwas geschwächt heraus gegangen sein in Bezug auf die CEO-Frage.

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Der wichtigste Fall ist der in Frankreich. Dort wurde die grösste Schweizer Bank bekanntlich im Februar von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch.

Gemäss einem Bericht der "Handelszeitung" von letzter Woche wird am 4. November am Pariser Berufungsgericht eine erste Anhörung zum Rekurs stattfinden. Dieses wiederum setze die Termine für die Prüfung der Beschwerdeunterlagen der UBS fest, die voraussichtlich aufs erste Halbjahr 2020 festgesetzt wurde. VR-Präsident Axel Weber sagte in einem Interview Anfang September, man überprüfe die Strategie im Frankreich mit zusätzlichen neuen Beratern erneut. Was das allerdings genau heisst, ist nicht bekannt.

Der Fall dürfte die UBS bis zu einem letztinstanzlichen Urteil vermutlich noch mehrere Jahre beschäftigen. Die diesbezüglichen Rückstellungen wurden von der UBS zuletzt mit 516 Millionen beziffert. Die Bandbreite der möglichen Ergebnisse sei aber gross und trage zu einem grossen Mass an Schätzungsunsicherheit bei, hiess es. Es könnte also durchaus sein, dass die Rückstellungen für den Frankreichfall noch angepasst werden müssen. Insgesamt hatte die UBS gemäss der letzten Bekanntgabe (Ende Juni) Rückstellungen für Rechtsfälle etc. von 2,51 Milliarden US-Dollar in ihren Büchern.

Die Bank geht auch nicht davon aus, dass sie ihre Altlasten so schnell los wird. Steuerbehörden in einer Reihe von europäischen Ländern hätten Ermittlungen in Bezug auf das grenzüberschreitende Vermögensverwaltungsgeschäft in Angriff genommen, Auskunftsersuchen gestellt oder Bankmitarbeiter in den entsprechenden Ländern geprüft, schrieb die Bank in ihrem Geschäftsbericht 2018.

In diesem Zusammenhang interessant ist auch das Urteil des Bundesgerichtes vom 26. Juli im Zusammenhang mit Datenlieferungen an Frankreich. Das Gericht hat damals für viele überraschend entschieden, dass die Schweiz Namen und weitere Informationen zu rund 45'000 UBS-Konten an die französischen Steuerbehörden senden darf. Das Bundesgericht hatte eine Beschwerde der Eidgenössischen Steuerverwaltung mit drei zu zwei Stimmen gutgeheissen. Ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes von 2018, welches die Datenlieferung verboten hatte, wurde damit aufgehoben. Das Urteil dürfte wegweisend für künftige Amtshilfegesuche sein.

In den USA wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise. Zwischendurch kann die Bank auch immer wieder (kleinere) Fälle ad acta legen. So hat sie sich in diesen Tagen mit den italienischen Behörden in einem Geldwäscherei-Verfahren geeinigt und wird in diesem Zusammenhang Zahlungen über insgesamt 10,3 Millionen Euro leisten. Im Sommer hatte die Bank in Italien bereits 101 Millionen Euro bezahlt.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert mit aktuell 11,20 Franken (Freitag 13.00 Uhr) um 8,5 Prozent tiefer als Ende 2018 (CS +13%, SMI +19%) und ist damit die schwächste SMI-Aktie. Bereits letztes Jahr hatten beide Grossbanken-Aktien zu den schwächsten SMI-Werten gehört: Die UBS-Aktie hatte 32 Prozent, die CS-Aktie gar 38 Prozent eingebüsst (SMI -10%).

Homepage: www.ubs.com

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