Bern (awp) - Die Aktien der UBS liegen am Freitag im frühen Handel deutlich im Angebot. Die grösste Schweizer Bank hat vorbörslich wegen zusätzlicher Rückstellungen im Zusammenhang mit dem Frankreich-Fall eine Gewinnrevision nach unten bekannt geben müssen. Zudem äussert sie sich im gleichzeitig veröffentlichten Geschäftsbericht vorsichtig zum bisherigen Geschäftsverlauf in diesem Jahr. Allzu überraschend kommen die News für die meisten professionellen Beobachter allerdings nicht, sie drücken aber offenbar doch auf die Stimmung.

Eine knapp Stunde nach Handelsbeginn fallen die Aktien in einem leicht schwächeren Gesamtmarkt um 1,2 Prozent zurück auf 12,22 Franken (Tagestief bisher 12,13 Fr.), sie sind damit klar schwächster Blue Chip.

Insgesamt wurden die Rückstellungen um 382 Millionen US-Dollar erhöht und der Gewinn um diesen Betrag revidiert. Neu hat die UBS im Gesamtjahr 2018 damit lediglich 4,5 Milliarden statt wie ursprünglich gemeldet 4,9 Milliarden Franken verdient. Entsprechend mussten auch die Quoten für das Kernkapital und die Leverage Ratio etwas nach unten angepasst werden. Keinen Einfluss hat die Revision dagegen beim Dividendenantrag an die Generalversammlung. Dieser bleibt bei 70 Rappen pro Aktie.

Die Bank wurde bekanntlich vor ein paar Wochen erstinstanzlich zu einer Busse von insgesamt 4,5 Milliarden Euro verurteilt im Zusammenhang mit Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Die Bank will sich dagegen wehren und verlangt einen Freispruch, wie sie im Geschäftsbericht nochmals betonte. Dass sich das Verfahren noch über mehrere Jahre hinziehen dürfte, sorgt aber für eine gewisse Verunsicherung.

Die ZKB etwa schreibt in ihrem Kommentar: "Wir gehen davon aus, dass uns dieser Gerichtsfall in den nächsten paar Jahren begleiten wird." Es gebe jedenfalls auf beiden Seiten viele Rekursmöglichkeiten. Die Bank Vontobel sieht das ähnlich. Sie rechnet gar damit, dass bis zum Abschluss des Verfahrens noch "mindestens vier Jahre" vergehen werden.

Einfluss auf Aktienrückkauf?

Einen Einfluss könnte die Gewinnrevision auf die Aktienrückkäufe haben. Der Unterschied zwischen den bestehenden Rückstellungen und dem Gerichtsurteil sei relativ gross, so dass eine Anpassung des Aktienrückkaufs im laufenden Jahr nicht überraschen würde, heisst es bei der ZKB.

Wie die Analysten von Barclays schreiben, hat die Bank die Zielgrösse von bis zu einer Milliarde US-Dollar im 2019, die beim Q4-Ergebnis noch genannt wurde, im Geschäftsbericht nun weggelassen. Das sei aber wenig überraschend, da die Bank bereits bei früherer Gelegenheit bzw. kurz nach dem Prozess ein diesbezügliches Update dazu mit dem Q1-Ergebnis Ende April versprochen habe. Etwas optimistischer diesbezüglich gibt sich Morgan Stanley. Der relativ geringe Zusatzbetrag an Rückstellungen sollte einen Aktienrückkauf im ursprünglichen Ausmass ermöglichen, heisst es dort.

Als wenig überraschend werden insgesamt die zurückhaltenden Aussagen zum Geschäftsverlauf bezeichnet. Die Kunden seien trotz der Erholung an den Aktienmärkten seit Jahresbeginn vorsichtig geblieben, liess die UBS verlauten. Das sei zwar marginal negativ, meinen die Analysten der britischen Barclays Bank, eigentlich aber keine Überraschung. Ähnlich schätzt dies die Bank Vontobel ein: Der vorsichtige Ausblick komme nicht überraschend und entspreche den Aussagen fast aller Banken, über die man berichte.

uh/tt