Zwar besitzt das Institut nach Einschätzung von Analysten genug Kapital, um eine Zahlung in dieser Größenordnung zu verkraften. Doch abhängig davon, ob die UBS vorsorglich Geld für den nun in zweiter Instanz weiterlaufenden Rechtsstreit zurücklegen muss, rechnen Experten mit Abstrichen bei künftigen Aktienrückkäufen. Das spiegelte sich auch im Kurs der UBS-Aktie, die am Donnerstag weitere zwei Prozent verlor. Am Mittwoch hatte sie bereits drei Prozent schwächer geschlossen.

"Mit 4,5 Milliarden hat niemand gerechnet. Es ist bei weitem nicht so, dass die UBS ein Kapitalproblem hat", sagte Analyst Jose Javier Lodeiro von der Zürcher Kantonalbank. "Aber wenn sie die Rückstellungen erhöhen will, dann kann es gut sein, dass sie am Rückkauf schrauben muss." Die Experten der US-Bank Citi halten eine Verschiebung des für 2019 angekündigten Rückkaufprogramms für bis zu eine Milliarde Dollar für möglich - und auch die Analysten der Konkurrentin Credit Suisse erwarten eine vorsichtigere Gangart. Die UBS äußerte sich zunächst nicht dazu. Mehr Klarheit über mögliche Vorsorgen könnte die für 15. März geplante Veröffentlichung des Geschäftsberichts für 2018 bringen.

UBS-CHEF RECHNET MIT JAHRELANGEM VERFAHREN

Das Dividendenversprechen der Bank sehen die Experten trotz der Milliardenstrafe nicht in Gefahr - ebenso wenig wie die Bonitätsnote, wie die Analysten von Standard & Poor's erklärten. Die UBS hatte angekündigt, ihre Dividenden pro Jahr um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentbetrag zu steigern. Weiteres überschüssiges Kapital will die UBS an ihre Aktionäre zurückgeben - vor allem in Form von Aktienrückkäufen. Die Bank peilt eine harte Kernkapitalquote von rund 13 Prozent an. Zum Jahresende lag diese bei 13,1 Prozent.

Die nun verhängte Strafsumme entspricht in etwa dem Gewinn der Bank aus dem vergangenen Jahr. Dem Institut und einigen früheren Mitarbeitern wird vorgeworfen, zwischen 2004 und 2012 Steuerflüchtlingen aus Frankreich geholfen zu haben, Geld in der Schweiz zu verstecken.

Die Vorsorgen der Bank für diverse Rechtsfälle lagen Ende 2018 bei 2,45 Milliarden Dollar. Ob und wie viel Geld die UBS allein für den Fall in Frankreich zurückgelegt hat, legt sie nicht offen. Klar ist jedoch, dass die Rückstellungen unter der Milliardenschwelle liegen. Zudem musste die Bank bereits eine Kaution von 1,1 Milliarden Euro hinterlegen.

Bis endgültig Klarheit besteht, dürften noch Jahre vergehen. UBS legte umgehend Berufung gegen das Urteil ein - das damit nicht rechtskräftig ist. Der Fall geht nun an ein Berufungsgericht. "Dieser Prozess wird voraussichtlich einige Jahre dauern", erklärte UBS-Chef Sergio Ermotti in einem Reuters vorliegenden Schreiben an die Mitarbeiter. Geld fließe zunächst nicht.