Zürich (awp) - Die Grossbank UBS hat im Schlussquartal 2019 auf Gewinnstufe zwar positiv überrascht. Trotzdem muss sie angesichts des anhaltend schwierigen Umfeldes mit sehr tiefen Zinsen und geringer Volatilität das Renditeziel senken. Das wiederum kam bei Investoren schlecht an: die Aktie sackte nach den Zahlen ab.

Die grösste Schweizer Bank erzielte in der Periode von Oktober bis Dezember unter dem Strich einen Gewinn von 722 Millionen US-Dollar und blieb damit weit über dem Vorjahr und auch deutlich über den Schätzungen von Analysten. "Wir haben im vierten Quartal sogar das beste Vorsteuerresultat seit 2010 erzielt", betonte Konzernchef Sergio Ermotti am Dienstag vor den Medien in Zürich.

Vor allem die globale Vermögensverwaltung (GWM) und damit die Kernsparte der Bank enttäuschte allerdings, was negative Kommentare bei Bankanalysten auslöste. Andere Divisionen wie etwa die Investmentbank oder das Asset Management überraschten dagegen positiv. Und auch das Schweizer Geschäft lieferte.

Nimmt man die Zahlen für das Gesamtjahr, dann sieht das Bild etwas anders aus. So sank der Gewinn letztes Jahr gegenüber 2018 um 5 Prozent auf 4,30 Milliarden US-Dollar, wobei vor allem die Investmentbank einen massiven Rückgang hinnehmen musste.

"Kleine" Schweizer Banken

Der UBS-Jahresgewinn von 4,3 Milliarden hört sich zwar nach sehr viel an, ist aber im Vergleich zu den Zahlen der grossen amerikanischen Banken ein Klacks. So haben die drei US-Banken JP Morgan, Bank of America und Citigroup, welche ihre Zahlen ebenfalls schon veröffentlich haben, die UBS mit 36,4 Milliarden, 27,4 Milliarden und 19,4 Milliarden um Weiten abgehängt. Noch nicht bekannt sind die Zahlen der Credit Suisse, die als zweitgrösste Schweizer Bank aber klar hinter der UBS zurückbleiben dürfte.

Ermotti ist sich der hohen Gewinne der US-Konkurrenten bewusst und verweist diesbezüglich auf die Zeit der Finanzkrise. Die US-Behörden hätten damals richtig reagiert, indem sie Zusammenschlüsse unter den grossen Banken forciert oder bewilligt hätten, während die hiesigen Banken durch die verschärften Eigenkapitalvorschriften zur Schrumpfung des Geschäfts gezwungen worden seien.

Weiter hohe Investitionen

Zuletzt kam bei der UBS aber auch dazu, dass sie den Geschäftsfokus vor allem auf Europa und Asien hat und nicht auf die USA. Dort aber lief das Geschäft mit grossen Fusionen oder auch mit Zinspapieren im letzten Jahr besonders gut, was die hohen Gewinne der US-Banken ebenfalls zu einem Teil erklärt.

Besonderes Bauchschmerzen bereitet der UBS-Spitze aber das anhaltende Negativzinsumfeld in der Schweiz und Europa. Ermotti sprach denn auch von einem Paradigmenwechsel für die Finanzindustrie. Früher habe die Bank auch mit nicht investiertem Geld der Kunden etwas verdient, heute müsse sie auf solchem Geld Negativzinsen bezahlen.

Dies ist umso schmerzlicher, als viele Kunden angesichts der Unsicherheiten im letzten Jahr an der Seitenlinie gestanden haben mit hohen Bargeldbeständen. Nicht nur haben die Kunden damit den grossen Börsenaufschwung verpasst, sondern sie haben der UBS auch keine Gebühren für Transaktionen eingebracht und hohe Negativzinszahlungen verursacht. Kein Wunder, dass die Bank in nächster Zeit ein neues Programm starten will, um Kunden zur Reduktion der Barbeträge und zur Tätigung von für die UBS profitablen Geschäften zu bewegen.

Negativzinsumfeld für lange Zeit

Die Tatsache, dass zumindest aus heutiger Sicht die Negativzinsen noch lange bleiben werden, hat denn auch dazu geführt, dass die UBS ihre Renditeziele auf dem Eigenkapital (RoCET1) zurückschrauben musste. Neu will sie eine Rendite von zwischen 12 und 15 Prozent erzielen, bisher war von 17 Prozent für 2021 (2019: 12,4%) die Rede. Die Ziele gelten bis 2022.

Da diese Ziele zuletzt schon zwei Mal gesenkt wurden, will die UBS-Spitze nun auch sicher sein, dass sie nicht verfehlt werden. "Wir haben Stresstests gemacht und sind zuversichtlich, dass wir die 12 Prozent auch bei einem sehr negativen Szenario erreichen können", sagte CEO Ermotti. In normalen Umständen peile man aber eher einen Wert an der oberen Bandbreite an.

Auch wenn die Zielsenkung nicht ganz überraschend kam - die CS senkte ihr vergleichbares Ziel schon vor ein paar Wochen - wurden Investoren offenbar auf dem falschen Fuss erwischt. Die UBS-Aktie brach ein und verlor bis zum Handelsschluss 4,5 Prozent auf 12,23 Franken. Neben der Zielsenkung wurde in Analystenkreisen auch das schwache Ergebnis der Vermögensverwaltungssparte im vierten Quartal oder das Ausbleiben eines expliziten Kostensenkungsprogramms moniert.

UBS-Chef Ermotti will dem sinkenden Aktienkurs mit einer weiterhin "attraktiven" Kapitalausschüttung an die Aktionäre begegnen. So wird die Dividende für letztes Jahr auf 73 US-Cent von 70 Rappen erhöht, und weitere Aktien werden zurückgekauft. Solange die Aktien unter Buchwert notieren, wolle man allerdings in nächster Zeit vor allem Aktienrückkäufe forcieren, hiess es.

uh/tt