(Neu: Kapitalerhöhung, Aussagen von Aroundtown-Finanzchef und Aktienkurse)

BERLIN (dpa-AFX) - Auf dem deutschen Immobilienmarkt wird die Milliardenfusion der beiden Unternehmen Aroundtown und TLG konkreter. Nachdem die beiden Konzerne bereits Anfang September mitgeteilt hatten, eine Fusion zu prüfen, haben sie sich jetzt auf die Eckpunkte geeinigt, wie sie am Sonntag in Berlin und Luxemburg mitteilten. Dabei sei vorgesehen, dass Aroundtown den TLG-Aktionären ein Übernahmeangebot machen wird, das noch in diesem Jahr vorgelegt werden soll.

Die TLG-Aktionäre bekommen den Plänen zufolge Aroundtown-Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Abgeschlossen werden soll dann der Zusammenschluss in der ersten Jahreshälfte 2020, sagte Aroundtown-Finanzchef Eyal Ben David der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX am Montag. Sollte das Vorhaben gelingen, würde der europaweit größte Anbieter von Bürohäusern entstehen. Die Aktie von Aroundtown verbilligte sich im frühen Montaghandel um 0,7 Prozent, während die Papiere von TLG um rund 3 Prozent zulegten.

Beide Unternehmen sind auf Gewerbeimmobilien spezialisiert. Aroundtown ist allerdings auch mit knapp 39 Prozent an Grand City Properties beteiligt. Grand City hatte zuletzt 81 000 Wohnungen vor allem in Nordrhein-Westfalen und auch Berlin. Das in der Öffentlichkeit bis dato weitestgehend unbekannte Unternehmen Aroundtown aus Luxemburg geriet im Sommer mit dem Engagement als Trikotsponsor des Bundesliga-Aufsteigers Union Berlin in die Schlagzeilen.

An der Börse ist das im MDax notierte Unternehmen derzeit neun Milliarden Euro wert, das im SDax gelistete Unternehmen TLG Immobilien kommt auf eine Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro. TLG war im September bei Aroundtown mit dem Kauf eines Aktienpakets von knapp 10 Prozent eingestiegen und hatte damit die Fusionsgespräche ausgelöst. Zuletzt hielt TLG 15 Prozent am Unternehmen.

Die mögliche Fusion wirkte sich bisher nicht positiv auf den Börsenwert der beiden Unternehmen aus. So gab die Aroundtown-Aktie seit dem Bekanntwerden der Pläne um fast drei Prozent und das TLG-Papier um fast sieben Prozent nach. Bei der Offerte soll der Preis je TLG-Aktie auf Basis des Nettovermögenswertes (Net Asset Value, kurz NAV) der beiden Unternehmen ermittelt werden. Dieser betrug Ende Juni nach Angaben der Unternehmen bei TLG 3,33 Milliarden Euro oder 29,77 Euro je Aktie und bei Aroundtown bei rund zehn Milliarden oder 8,30 Euro je Aktie.

Bei der Besetzung des Managements soll TLG eine wichtige Rolle eingeräumt werden. So soll zum Beispiel TLG den Finanzvorstand und den ersten Vorsitzenden des Verwaltungsrats nominieren. Die drei Aroundtown-Vorstände sollen im fusionierten Unternehmen im Management bleiben, sagte Aroundtown-Finanzchef Ben David. Das zusammengeführte Unternehmen soll einen neuen Namen erhalten. Der operative Hauptsitz soll in Berlin, also der Heimat von TLG, sein. Formeller Konzernsitz soll weiter in Luxemburg sein.

Bis zur Abgabe eines Angebots wollen die beiden Gesellschaften noch genau ermitteln, welches Synergiepotenzial ein Zusammenschluss haben würde. Beide Gesellschaften haben relativ wenige Mitarbeiter. TLG hatte Ende Dezember vorigen Jahres 132 Angestellte, Aroundtown 374.

Aroundtown hat seine Gewerbeimmobilien gemessen am Marktwert überwiegend in Berlin, München und Frankfurt - dabei handelt es sich vor allem um Büros und Hotels. TLG ist ebenfalls stark in Berlin engagiert. Weitere regionale Schwerpunkte sind Dresden, Leipzig, Rostock sowie das Rhein-Main-Gebiet. Investiert hat TLG vor allem in Büros und Einzelhandelsimmobilien - so findet man dort am häufigsten Edeka, Rewe, Kaufland und Lidl.

Das Immobilienportfolio der beiden Unternehmen kommt einer Präsentation von September zufolge auf einen Wert von fast 24 Milliarden Euro. Beide Unternehmen konnten im vergangenen Jahr ihre Mieteinnahmen kräftig steigern - zusammen betrugen sie rund 857 Millionen Euro. Durch eine Fusion würde nach Angaben der beiden Unternehmen der größte Anbieter von Büroimmobilien in Europa entstehen, zudem würde gemessen an der Bilanzsumme nach Unibail-Rodamco-Westfield und Vonovia der drittgrößte europäische Immobilienkonzern entstehen.

TLG Immobilien geht auf eine Tochter der Treuhandgesellschaft zurück. 2012 hatte die Bundesregierung das Unternehmen an den US-Finanzinvestor Lone Star verkauft, der das Unternehmen 2014 an die Börse gebracht hatte. Seit einiger Zeit besitzt der israelische Investor Amir Dayan knapp 30 Prozent der Anteile an TLG Immobilien. Aroundtown wurde 2004 vom israelischen Geschäftsmann Yakir Gabay gegründet und wurde 2015 an die Börse gebracht - seit März vergangenen Jahres ist das Unternehmen im MDax gelistet./zb/he/mne/knd/fba