BERLIN (dpa-AFX) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht den Anstieg der Corona-Infektionszahlen als Alarmzeichen. "Das ist ohne Zweifel besorgniserregend", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk. "Hier sehen wir, dass durch Reiserückkehr, aber eben auch durch Partys aller Art, durch Familienfeiern an ganz vielen Stellen im Land wir eben in fast allen Regionen des Landes kleinere und größere Ausbrüche haben. Und das kann natürlich - wenn wir jetzt nicht alle miteinander aufpassen - eine Dynamik entfalten." Es gelte, "sehr, sehr wachsam" zu sein, weil es nicht mehr nur lokale Ausbrüche seien.

Das Robert Koch-Instituts (RKI) hatte am Mittwochmorgen im Internet mitgeteilt, dass innerhalb eines Tages 1226 neue Corona-Infektionen gemeldet worden seien. Das ist der höchste Wert seit Anfang Mai. Der Höhepunkt hatte Anfang April bei mehr als 6000 gelegen.

Das Gesundheitssystem könne die derzeitigen Infektionszahlen gut bewältigen, sagte Spahn. "Aber es ist besorgniserregend, wenn die Entwicklung bleibt." Denn: "Mit jeder Infektion wird es für die Gesundheitsämter schwieriger."

Der Minister appellierte erneut an die Bürger, die Hygieneregeln einzuhalten, Masken zu tragen, Abstand zu halten und bei Veranstaltungen den Rahmen zu wahren. "Da wo dann auch Alkohol im Spiel ist, wo es tatsächlich aus der feierlichen Veranstaltung zur Party wird, da geht es dann eben auch sehr, sehr schnell."

Zu den Aussichten für große Veranstaltungen äußerte er sich skeptisch: "Ob es jetzt die Fußballspiele sind, ob es andere Großveranstaltungen sind, das ist etwas, wo ich weiterhin sehr zurückhaltend bin, weil das natürlich gerade die Ereignisse sind, die auch eine Symbolwirkung für die kleinen haben."

Die weltweit erste Zulassung eines Impfstoffs in Russland bewertete Spahn skeptisch. "Es geht nicht darum, irgendwie Erster zu sein, sondern es geht darum, einen wirksamen, erprobten und damit auch sicheren Impfstoff zu haben", sagte er. Für das Vertrauen der Bevölkerung in einen Impfstoff sei es sehr wichtig, die nötigen Studien sehr genau zu machen. Nach allem, was bisher bekannt geworden sei, sei der russische Impfstoff nicht hinreichend erprobt. "Das kann dann schon auch gefährlich sein, zu früh zu beginnen."/and/DP/jha