FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit Teamviewer wagt sich endlich wieder ein deutsches Tech-Unternehmen mit Milliardenbewertung an die Börse. Mit einem Emissionserlös von 2,2 Milliarden Euro ist es der größte Tech-Börsengang in Deutschland seit dem Platzen der Dotcom-Blase. Der Aktienkurs stieg nach Handelsstart am Mittwochmorgen zunächst über den Ausgabepreis von 26,25 Euro, fiel dann jedoch unter diese Marke. Doch wie war es eigentlich zuletzt um die IPO-Szene bestellt? Ein Blick auf ausgewählte Gewinner und Verlierer der vergangenen zwei Jahre (Die Angaben zum Kursgewinn beziehungsweise Verlust beziehen sich auf den Emissionspreis bis zum Schlusskurs am Dienstagabend):

TOPS:

Beyond Meat

Kursgewinn seit Börsengang im Mai 2019: 472 Prozent

Der US-Fleischersatz-Hersteller Beyond Meat hatte mit seinem Börsengang im Mai 2019 besonders viel Euphorie unter den Anlegern ausgelöst. In einer Art Blitzstart sprang der erste Kurs der Aktie bereits um 84 Prozent über den Ausgabepreis von 25 Dollar. Aus dem ersten Handelstag ging das Papier dann mit einem finalen Aufschlag von 163 Prozent auf 65,75 Dollar - der zu diesem Zeitpunkt beste Börsen-Neuzugang in den USA seit dem Jahr 2000. Insgesamt gab Beyond Meat 9,63 Millionen Aktien aus und nahm damit 241 Millionen Dollar ein. Gemessen am Ausgabepreis wurde das Unternehmen mit etwa eineinhalb Milliarden Dollar bewertet. Mittlerweile beläuft sich der Börsenwert auf knapp 9 Milliarden. Der Wert der Aktie hat sich seit ihrem Start fast verfünffacht, Ende Juli war er sogar fast auf das Zehnfache gestiegen.

Varta

Kursgewinn seit Börsengang im Oktober 2017: 393 Prozent

Der Batteriehersteller ist einer der erfolgreichsten Börsengänge in Deutschland überhaupt. Nachdem der erste Versuch 2016 noch an einem zu geringen Interesse gescheitert war, gelang der Sprung aufs Parkett im Herbst 2017 - und das bei hoher Nachfrage. Für das Papier ging es bereits am ersten Tag deutlich nach oben. So richtig legte der Kurs aber erst in diesem Jahr los. Seit Ende 2018 stieg der Kurs um fast 250 Prozent - inzwischen ist das Unternehmen fast 3,5 Milliarden Euro wert und im SDax gelistet. Die Investoren goutierten zuletzt das starke Geschäftswachstum des Unternehmens.

Pinterest

Kursgewinn seit Börsengang im April 2019: 43 Prozent

Beim Debüt von Pinterest im April in den USA rissen sich Anleger an der New Yorker Börse um die Aktien der Fotoplattform. Mit 23,75 US-Dollar lag der erste Kurs des Papiers ein Viertel über dem Ausgabepreis von 19 Dollar. Bei 75 Millionen ausgegebenen Aktien erlösten die Betreiber der visuellen Suchmaschine aus San Francisco 1,43 Milliarden Dollar (1,3 Mrd Euro). Das Unternehmen schreibt zwar nach wie vor rote Zahlen. Was Anleger jedoch beeindruckt, ist das starke Wachstum beim Umsatz und bei den monatlich aktiven Nutzern. Geld nimmt Pinterest vor allem durch Werbung ein. Die Aktie hat seit ihrem Start um über 40 Prozent zugelegt, wobei der Kurs zum Teil deutlich schwankte.

Siemens Healthineers

Kursgewinn seit Börsengang im März 2018: 27 Prozent

Die Deutsche Börse machte es spannend, als die Siemens Healthineers genannte Medizintechnik-Sparte von Siemens ihr Debüt feierte. Erst nach einem etwa einstündigen Aussetzer im Handelssystem stand der Einstandskurs von 29,10 Euro fest - und damit ein Plus von knapp vier Prozent über dem Ausgabepreis. 4,2 Milliarden Euro flossen Siemens durch die Platzierung von 15 Prozent der Tochter zu, was deutlich unter den ursprünglichen Analystenerwartungen lag. Trotzdem war es einer der größten Börsengänge der deutschen Geschichte. Auf Basis des Ausgabepreises wurde Healthineers zu dem Zeitpunkt mit insgesamt 28 Milliarden Euro bewertet. Heute ist das Unternehmen bereits knapp 36 Milliarden Euro wert - und Mitglied im MDax für mittelgroße Unternehmen.

Knorr-Bremse

Kursgewinn seit Börsengang im Oktober 2018: 7 Prozent

Mit einem Volumen von knapp 3,9 Milliarden Euro rangierte Knorr-Bremse 2018 nach Siemens Healthineers auf dem zweiten Platz der größten deutschen Börsengänge des Jahres 2018. Das Debüt glückte trotz der zu dem Zeitpunkt äußerst angespannten Marktlage: Der erste Kurs lag zehn Cent über dem Ausgabepreis von 80 Euro pro Aktie. Der Börsenwert belief sich damals auf rund 13 Milliarden Euro - mittlerweile ist eine knappe Milliarde dazugekommen.

FLOPS:

Westwing

Kursverlust seit Börsengang im Oktober 2018: 90 Prozent

Die Aktie des Online-Möbelhändlers Westwing legte beim Börsenstart im Oktober 2018 noch um 49 Cent über dem Ausgabepreis von 26 Euro zu. Doch danach tauchte das Papier ins Minus: Zum Ende des Handelstages ging es um rund 3 Prozent bergab auf 25,25 Euro. Der Bruttoemissionserlös wurde vor dem Gang aufs Parkett auf rund 132 Millionen Euro angepeilt. Seit ihrem Debüt befindet sich die Aktie jedoch auf stetiger Talfahrt und hat - wie das Papier von Konkurrent Home24 - knapp 90 Prozent ihres ursprünglichen Werts verloren.

Home24

Kursverlust seit Börsengang im Juni 2018: 86 Prozent

Einen zunächst sehr guten Start legte der Online-Möbelhändler Home24 aufs Parkett. Mit 29,40 Euro lag der Kurs am Ende des ersten Handelstags fast 30 Prozent über dem Ausgabepreis. 29 Prozent seines Grundkapitals platzierte das Unternehmen bei seinem Börsenstart und nahm damit rund 150 Millionen Euro ein. Gewinne wollten sich bis zuletzt aber nicht einstellen, der operative Verlust war im ersten Halbjahr sogar größer als im Vorjahreszeitraum. Auch die bisherige Gesamt-Kursentwicklung von minus 86 Prozent treibt Anlegern Tränen in die Augen. Vom ursprünglichen Börsenwert von rund 600 Millionen Euro sind somit noch rund 86 Millionen Euro übrig geblieben. Bis zum Jahresende will Home24 aber auf Grundlage des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) die Gewinnschwelle erreichen.

Lyft

Kursverlust seit Börsengang im März 2019: 42 Prozent

Zunächst sah alles sehr gut aus für Lyft: Der US-Fahrdienstvermittler und Uber-Konkurrent konnte mit einem fulminanten Start an der Börse im März 2019 rund 2,3 Milliarden Dollar bei Investoren einsammeln. Zum Börsenschluss am ersten Tag lag die unter dem Tickerkürzel "LYFT" gehandelte Aktie bei 78,29 Dollar - rund 9 Prozent über dem Ausgabepreis von 72 Dollar. Seit dem Start hat ihr Kurs jedoch bis dato um gut 40 Prozent nachgegeben. Zuletzt hatte das Unternehmen seine Umsatzziele für das laufende Jahr hochgeschraubt und Anlegern damit Hoffnung auf ein Ende der Durststrecke gemacht. Unter anderem hieß es, dass der Preiskampf mit Uber nachlasse.

Uber

Kursverlust seit Börsengang im Mai 2019: 30 Prozent

Bislang ziemlich enttäuschend verlief auch der Börsen-Werdegang des Fahrdienstleiters Uber. Dieser hatte bei seinem Mega-Debüt im Mai 2019 rund 8,1 Milliarden Dollar (7,4 Mrd Euro) eingesammelt, seine Aktien aber nicht so erfolgreich wie erhofft platzieren können. Die Papiere, die unter dem Tickerkürzel "UBER" gelistet werden, wurden mit einem Ausgabepreis von 45 Dollar gehandelt, stürzten aber bis zum Ende des ersten Börsentages um 8 Prozent ab und lagen schließlich bei 41,57 Dollar. Im ersten Quartal seit dem IPO hatte Uber einen Verlust von mehr als 5 Milliarden Dollar verbucht. Den Löwenanteil dazu trug die in Start-ups übliche Praxis bei, Mitarbeiter mit Aktien zu bezahlen. Der einstige Börsenwert von knapp 80 Milliarden Dollar ist zuletzt auf 53 Milliarden zusammengeschrumpft.

Traton

Kursverlust seit Börsengang im Juni 2019: 10 Prozent

Der Start der VW-Lastwagensparte an der Börse im Juni 2019 war eher durchwachsen. Mit gut 1,5 Milliarden Euro wurden rund 400 Millionen Euro weniger eingenommen als ursprünglich geplant. Der Ausgabepreis von 27 Euro lag am unteren Ende der zuvor bekannt gegebenen Spanne. Bis zum Börsenschluss des ersten Handelstags sank der Kurs auf 26,40 Euro. Seitdem ging es weiter abwärts. Mit Blick auf den Ausgabepreis hat sich der Wert der mittlerweile im Nebenwerteindex SDax gelisteten Aktie bis dato um rund 10 Prozent verringert. Wie viele in der Branche hat das Unternehmen mit einer abflauenden Nachfrage in Europa zu kämpfen. Immerhin: Die schwedische Marke Scania bescherte Traton im ersten Halbjahr einen Gewinnsprung./ssc/kro/men/stw