Da sich der Vorwurf gegen die gesamte Versicherungsbranche des Landes richte, erwögen auch einige Mitbewerber gerichtliche Schritte, sagte Konzernchefin Elisabeth Stadler am Donnerstag auf der Bilanz-Pressekonferenz. Details könne die Managerin derzeit noch nicht nennen.

Die Österreicher sehen sich in Rumänien mit schwierigen Marktbedingungen konfrontiert. Neben dem Preisabsprache-Vorwurf macht dem Unternehmen eine von der Regierung verordnete Prämiendeckelung zu schaffen. "Es ist leider Tatsache, dass in Rumänien politische Entscheidungen getroffen werden, die ein wirtschaftlich beeinträchtigendes Klima schaffen", sagte Stadler. Wie viel die Prämiendeckelung der VIG kosten werde, könne sie nicht genau beantworten. Man könne aber sicher sagen, dass sich die Combined Ratio (Schäden und Kosten gemessen an den Einnahmen) in Rumänien in Richtung 110 bis 115 Prozent entwickelt. Im Normalfall sollte sie unter 100 sein, um ein ertragreiches Geschäft zu erwirtschaften. Für den Konzern nannte VIG für 2018 eine Combined Ratio von 96 Prozent.

Auch andere Branchen und Unternehmen sind Stadler zufolge in Rumänien von den Maßnahmen der Regierung betroffen. So macht etwa den Finanzinstituten des Landes eine per Notverordnung beschlossene neue Bankensteuer zu schaffen. Die beiden im Rumänien tätigen österreichischen Raiffeisen Bank International und Erste Group fürchten nun teilweise recht hohe Gewinneinbußen.

Für die VIG war Rumänien im vergangenen Geschäftsjahr das einzige Land, wo ein Verlust geschrieben wurde. Insgesamt ist das Unternehmen in 25 Ländern in Mittel- und Osteuropa tätig und vor der deutschen Allianz und der italienischen Generali der größte westliche Versicherer in der Region. Das Minus in Rumänien betrug rund 74 Millionen Euro. Aufgrund der schwierigen Lage in dem Land hatte VIG einerseits eine Firmenwert-Abschreibung vorgenommen. Andererseits wurden Rückstellungen für das laufende marktweite Wettbewerbsverfahren gebildet.