BOCHUM (dpa-AFX) - Der durch den Dieselskandal durchgeschüttelte Volkswagen -Konzern sieht sich im Heimatland noch nicht wieder in alter Stärke. "Natürlich kann ich hier zugeben, dass wir operativ noch nicht wieder da sind, wo wir hinwollen", sagte Finanzchef Frank Witter auf dem Auto-Branchentreff CAR Symposium am Donnerstag in Bochum. Ein Absatzminus der Kernmarke VW von 4,7 Prozent in Deutschland im vergangenen Jahr deute bei einem insgesamt wachsenden Markt an, dass "noch nicht alles wieder gut" sei.

Witter gab zu, dass auch andere Dinge den Konzern derzeit stark beschäftigen. "Wenn jetzt Details über die Studien der EUGT bekannt werden, an denen wir leider beteiligt waren, dann ist das nichts anderes als beschämend", sagte Witter im Hinblick auf Tierversuche mit Diesel-Abgasen, die VW zusammen mit Daimler und BMW über den Lobbyverband EUGT finanziert hatte. Am Vorabend hatte VW nach einer Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums mitgeteilt, dass Untersuchungen zu dem Vorfall weiter liefen. VW-Cheflobbyist Thomas Steg hatte wegen der Affäre bereits seinen Hut nehmen müssen.

Witter vertrat auf dem Branchenkongress Vorstandschef Matthias Müller, der als Redner eingeplant war und sich nur per kurzer Videobotschaft an die Teilnehmer wandte. "Auch ein CEO ist nicht immer Herr seines Kalenders", sagte Müller in dem tags zuvor aufgezeichneten Clip. "Wir bewegen uns in diesen Wochen immer noch zwischen Vergangenheitsbewältigung und Neuausrichtung für die Zukunft", sagte Müller. Nach der Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums am Vortag gebe es für den Chef dringende Aufsichtsratstermine zu absolvieren, hieß es von den Wolfsburgern zu dessen Fernbleiben in Bochum.

Laut Kongress-Gastgeber und Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Auto-Marktforscher Center for Automotive Research (CAR) hatte Müller Termine in Österreich mit den Gesellschaftern des Konzerns als Grund für seine Verhinderung angegeben. "Meine Interpretation ist: Zehn Affen waren im Weg", sagte Dudenhöffer. Zum Aufenthaltsort und Inhalt der Unterredungen mit dem Aufsichtsrat wollte der Konzern keine Angaben machen./men/he