WOLFSBURG (dpa-AFX) - Die Entscheidung des VW-Konzerns, die Pläne für eine neue Fabrik in der Türkei vorerst auf Eis zu legen, findet Zustimmung. Der Wirtschaftsexperte der Menschenrechtsorganisation Amnesty Deutschland, Matthias John, sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch): "Wir begrüßen es, wenn Unternehmen wie Volkswagen bei ihren Entscheidungen auch ausdrücklich menschenrechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen." Dies gehöre zu den menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten - entlang aller Liefer- und Wertschöpfungsketten.

Volkswagen hatte angesichts der Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien den Beschluss für ein neues Werk nahe Izmir verschoben. "Die Entscheidung für das neue Werk wurde vom Vorstand der Volkswagen AG vertagt", teilte ein Konzernsprecher am Dienstag mit.

Auch Wirtschaftsvertreter äußerten sich positiv zu der VW-Entscheidung. Mit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch in Nordsyrien müsse eine weitere Debatte über die politische Verlässlichkeit der Türkei geführt werden, sagte Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall, der "HAZ". Noch 2015 habe die Türkei als Wirtschaftswunderland gegolten, doch bereits 2018 hätten 90 Prozent der im Verband versammelten Unternehmen keine ausreichende Rechts- und Planungssicherheit in der Türkei mehr gesehen. Die Angriffe der Türkei stoßen international auf Kritik./cst/DP/zb