BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia - die frühere Deutsche Annington - profitiert wie die Konkurrenz auch von steigenden Mieten vor allem in den deutschen Großstädten. Zudem wächst das im Dax notierte Unternehmen kräftig über Zukäufe, die sich aufgrund der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase im Euroraum billig finanzieren lassen. Die steigenden Gewinne zahlen sich auch für die Aktionäre aus, denen Vonovia jedes Jahr deutlich mehr an Dividende ausschüttet.

DAS IST LOS BEI VONOVIA:

Die Geschäfte für Deutschlands größten Immobilienkonzern Vonovia laufen schon seit längerem aufgrund der hohen Nachfrage nach Mietwohnungen in Metropolen gut. Die Mieten steigen dort schon seit Jahren, und ein Ende ist nicht in Sicht. Wegen der Wohnungsnot setzt der Konzern neben Modernisierung auch auf Neubau und Aufstockung bestehender Gebäude. Zudem wächst Vonovia schon seit längerem über Großübernahmen, zuletzt expandierte das Unternehmen aus Bochum auch nach Österreich und Schweden.

Mittlerweile gehören Vonovia mehr als 400 000 Wohnungen. Die Bochumer sind in den vergangenen Jahren vor allem durch Großübernahmen von Rivalen wie Gagfah, Süddeutsche Wohnen (Südewo), Franconia und Wiener Conwert stark gewachsen. 2018 kamen Buwog aus Österreich und Victoria Park aus Schweden hinzu. Aber es gab auch Rückschläge. Vor gut drei Jahren etwa scheiterte die Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen. Nun hat der Konzern sein Aktienpaket, das er im Zuge des vergeblichen Übernahmeversuchs erworben hatte, auf den Markt geworfen. Dabei machte Vonovia dank der Kurszuwächse einen dicken Millionen-Gewinn.

Im Jahr 2018 trieben derweil Zukäufe sowie höhere Mieteinnahmen das operative Ergebnis mit einem Plus von 16 Prozent erstmals über die Marke von einer Milliarde Euro. Die Dividende soll um 12 Cent auf 1,44 Euro je Aktie steigen. Im laufenden Jahr soll das operative Ergebnis weiter zulegen auf bis zu 1,19 Milliarden Euro.

Wegen seiner Modernisierungsumlagen steht Vonovia schon seit längerem in der Kritik und Konzernchef Rolf Buch kündigte deshalb im Dezember einen Strategieschwenk an. Zukünftig steckt Vonovia deutlich weniger in energetische Modernisierungen deutscher Wohnungen wie Dämmung oder Austausch alter Fenster, sondern nimmt unter anderem mehr Geld für den Neubau und für die zugekauften Wohnungen in Schweden in die Hand. Insgesamt will Vonovia die Investitionen noch einmal deutlich anheben. Damit reagiert Konzernchef Rolf Buch auf heftige Proteste von Mietern nach Modernisierungen wegen der teilweise kräftigen Mieterhöhungen.

Die Koalitionsfraktionen von Union und SPD verschärften denn auch erst vor kurzem das Mietrecht zugunsten von Mietern. Seit Anfang des Jahres dürfen Hausbesitzer nach Modernisierungen nur noch 8 Prozent der Kosten im Jahr statt bisher 11 Prozent auf die Miete umlegen. Pro Quadratmeter sind dann Erhöhungen bis zu drei Euro erlaubt. Wo die Miete weniger als sieben Euro pro Quadratmeter beträgt, dürfen Vermieter je nur zwei Euro aufschlagen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die meisten Analysten zeigen sich bezüglich der Vonovia-Aktie optimistisch. Von den elf im dpa-AFX-Analyser seit der Vorlage der Jahreszahlen erfassten Experten raten nur zwei zum Halten der Papiere und alle anderen zum Kauf.

Der Immobilienkonzern habe 2018 ein Rekordmietwachstum und Effizienzgewinne verzeichnet und abermals die Wettbewerber hinter sich gelassen, schrieb Analyst Julius Stinauer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Dieses Potenzial dürfte 2019 weiter ausgeschöpft werden, auch begünstigt durch die Aktivitäten in Schweden.

Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg betonte mit Blick auf den jüngsten Geschäftsbericht die höhere Profitabilität und die geringere Verschuldung. Etwas skeptischer beurteilte Analyst Thomas Rothäusler vom Analysehaus Jefferies die Jahresbilanz des Wohnungskonzerns. Er hält die Verschuldung noch immer für recht hoch.

Für Thomas Neuhold vom Analysehaus Kepler Cheuvreux bietet die Aktie von Vonovia immer noch eine attraktive Wachstumsstory. Auch Analyst Wan Zhang von der Schweizer Bank Credit Suisse sieht beim Konzern noch Wachstumspotenzial. Die zuletzt negative Anlegerstimmung für die europäischen Immobilienwerte dürfte sich aufhellen. Und für Neil Green von der US-Bank JPMorgan gibt es im europäischen Immobiliensektor kaum bessere Investmentchancen als deutsche Wohnimmobilien-Aktien.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Aktien von Vonovia kennen seit dem Börsengang im Juli 2013 (noch unter dem Namen Deutsche Annington) im Prinzip nur den Weg nach oben. Die seinerzeit bei rund 17 Euro gestarteten Papiere stiegen von Hoch zu hoch. Nennenswerte Rückschläge gab es zwar in den Jahren 2015 und 2016, doch auf lange Sicht fallen diese Verluste kaum ins Gewicht. Erst in der vergangenen Woche gab der Milliardengewinn den Anteilsscheinen einen neuen Schub. Hinzu kommt die Aussicht auf noch lange Zeit niedrige Zinsen der Europäischen Zentralbank./mne/tav/mis