Die deutschen Exporte sind wegen der Corona-Rezession bei vielen wichtigen Handelspartnern auch im Mai massiv eingebrochen.

Die Unternehmen lieferten Waren im Wert von 80,3 Milliarden Euro ins Ausland und damit 29,7 Prozent weniger als vor Jahresfrist, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Zum Vormonat gab es einen Anstieg von neun Prozent. Ökonomen hatten hier mit fast 14 Prozent gerechnet. "Auch wenn aller Anfang schwer ist: Zu Jubel lädt der Exportzuwachs nicht ein", sagte Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Bereits im April waren die Ausfuhren zum Vormonat um 24 Prozent eingebrochen und damit so stark wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe im August 1990.

"Das Tal der Tränen ist durchschritten", sagte der Chefökonom von Union Investment, Jörg Zeuner. Der Außenhandel nehme wieder etwas Fahrt auf. Nach dem Einbruch wegen der Corona-Krise sieht das gesamte verarbeitende Gewerbe nach Ansicht des Chefvolkswirts der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, wieder Hoffnungsschimmer. Allerdings dürften die Produktionskapazitäten vorerst in weiten Teilen der Industrie nicht ausgelastet bleiben. "Das Echo der Corona-Pandemie wird für die Exportwirtschaft noch lange zu hören sein."

Enttäuschend sei das verhältnismäßig schwache Importwachstum, sagte Gitzel. "Der Hunger nach Vorleistungsgütern scheint nicht allzu groß zu sein." Die Einfuhren stiegen zum Vormonat zwar um 3,5 Prozent, blieben aber mit 73,2 Milliarden Euro um 21,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die gesamte Wirtschaft steht 2020 vor einer tiefen Rezession. Die EU-Kommission sagt für Deutschland einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 6,3 Prozent voraus und damit den stärksten Einbruch in der Nachkriegszeit. Die Exporte werden nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags wegen der Virus-Pandemie 2020 um 15 Prozent schrumpfen. Im nächsten Jahr könnten die Ausfuhren laut DIHK womöglich um sieben Prozent steigen, "wenn es richtig gut läuft".