(neu: Kursentwicklung und Commerzbank-Analyst in den letzten beiden Absätzen)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Eine starke Chipnachfrage hat den Hersteller von Halbleiterwafern Siltronic im ersten Quartal gestützt. Zwar seien die Durchschnittserlöse leicht gesunken, doch habe ein Anstieg der verkauften Waferfläche das fast ausgeglichen, wie das Unternehmen am Dienstag in München mitteilte. Damit lief es besser, als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Die Aktie legte deutlich zu.

Der Umsatz sei im abgelaufenen ersten Quartal im Vergleich zum Schlussviertel 2019 um nur 1,4 Prozent auf rund 300 Millionen Euro gefallen, hieß es weiter. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank demzufolge wegen der niedrigeren Durchschnittserlöse um 6,4 Prozent auf 84,2 Millionen Euro. Wegen einer geringeren Steuerbelastung stieg der Überschuss derweil leicht auf 46 Millionen Euro. In der Chipindustrie sind wegen teils deutlicher Geschäftsschwankungen Vergleiche mit dem Vorquartal üblich.

Bisher sieht Siltronic durch das neue Coronavirus zwar keine nennenswerten Auswirkungen auf den operativen Gewinn. Es gebe bislang kaum Auftragsstornierungen und der Ausblick für das zweite Quartal sei noch gut. Während sich Endmärkte wie Smartphones, Automotive oder Konsumgüter wie Fernseher negativ entwickeln, zeigen sich positive Entwicklungen in Bereichen wie Servern oder Ausrüstung für das Home Office.

Diese Entwicklung entspricht in etwa der Einschätzung des Analysten Veysel Taze vom Bankhaus Lampe, der für das erste und womöglich auch das zweite Jahresviertel von einer guten Auftragslage ausgeht und Belastungen durch die Virus-Krise erst mit einer gewissen Verzögerung sieht.

Zum zweiten Halbjahr äußerte sich Siltronic denn auch eher zurückhaltend. Da sich das Virus stark ausgebreitet habe und ein Ende nicht absehbar sei, sei ein Ausblick für das zweite Halbjahr derzeit nicht möglich. Die am 9. März veröffentlichte Jahresprognose mit zwei möglichen Szenarien gelte weiterhin.

Da hatte es geheißen, dass sich im Falle keiner größeren Auswirkungen aufgrund von Corona 2020 mit einem leichten Absatzwachstum, allerdings bei rückläufigen Durchschnittserlösen gerechnet werde. Die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) würde dann leicht unter Vorjahr liegen. Sollte sich das neuartige Coronavirus weiter ausbreiten, könnte das Absatzvolumen unter dem Vorjahr liegen, hieß es weiter. Voraussichtlich würden dann die Ebitda-Marge und der Netto-Mittelzufluss deutlich unter dem Vorjahr liegen.

An der Dividende will das Unternehmen trotz der Ungewissheit nicht rütteln. Es sollen weiter etwa 40 Prozent des auf die Aktionäre entfallenden Konzerngewinns ausgeschüttet werden. Der Hauptversammlung werde daher für 2019 wie geplant eine Dividende von 3,00 Euro je Aktie vorgeschlagen, hieß es. Die wegen der Coronavirus-Pandemie verschobene Hauptversammlung soll am 26. Juni rein online, also ohne physische Aktionärspräsenz, abgehalten werden. Aktionäre können die Veranstaltung dann im Internet verfolgen. Wacker Chemie hält rund 31 Prozent an Siltronic.

Bei den Anlegern kamen die Nachrichten positiv an. Die Aktien legten bis zum frühen Nachmittag als einer der Favoriten im Index der mittelgroßen Werte MDax um 6,82 Prozent auf 77,66 Euro zu. Sie hatten im Zuge des Corona-Börsencrashs vom 24. Februar an zwischenzeitlich mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt und waren dabei unter die Marke von 47 Euro gefallen - ein Tief seit Anfang 2017. Seither haben sie sich um rund zwei Drittel erholt.

Analyst Florian Treisch von der Commerzbank warnte aber vor zu viel Optimismus. Das erste Quartal sei zwar weitgehend wie erwartet ausgefallen und das zweite dürfte besser verlaufen als für die Halbleiterindustrie im Allgemeinen. Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise dürften den Wafer-Hersteller aber zeitlich verzögert treffen und Hoffnungen auf eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte dämpfen./mis/men/fba