MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nun ist es raus: Der Chemiekonzern Wacker streicht wie von Experten befürchtet seine Jahresziele wegen des schwachen Solarmarkts zusammen. Mit einem Sparprogramm will der Vorstand jetzt gegensteuern. Der Aktienkurs brach am Mittwochmorgen zunächst ein, berappelte sich aber und drehte bis zum Nachmittag in die Gewinnzone. Zuletzt lag er mit rund zwei Prozent im Plus. Einige Experten wie Laura López Pineda von der Baader Bank hatten bereits zuvor auf Risiken für die Unternehmensziele hingewiesen, da die erhoffte Erholung des chinesischen Solarmarkts bisher ausgeblieben sei.

Der Umsatz werde 2019 voraussichtlich stagnieren, statt zu steigen, hatte das im SDax gelistete Unternehmen am Dienstagabend in München mitgeteilt. Der operative Gewinn (Ebitda) dürfte sogar 30 Prozent niedriger ausfallen als im Vorjahr. Die Aktien gerieten nur anfangs unter Druck. Dennoch rechnet er weiterhin damit, unter dem Strich einen kleinen Gewinn zu erzielen.

Bisher war der Vorstand von einem Ebitda-Rückgang um 10 bis 20 Prozent ausgegangen und hatte beim Überschuss einen deutlichen Rückgang angekündigt. In den Prognosen sind allerdings keine Zahlungen von Versicherungen erhalten - wie sie Wacker etwa im dritten Quartal einstrich.

"Ausschlaggebend für unsere reduzierten Erwartungen sind die nach wie vor extrem niedrigen Preise für Polysilicium", sagte Wacker-Chef Rudolf Staudigl. Die von vielen Experten für die zweite Jahreshälfte erwartete Preiserholung sei bislang ausgeblieben. Im dritten Quartal seien die Preise sogar gesunken - wegen Überkapazitäten chinesischer Konkurrenten. Hinzu komme die schwächer werdende Konjunktur.

Vieles davon ist laut Händlern nach dem Kursverfall der vergangenen Monate aber bereits in den Kurs eingepreist. So haben die Papiere allein im laufenden Jahr bislang rund 15 Prozent eingebüßt, während der Kleinwerteindex SDax um fast ein Fünftel zulegte. Seit dem Mehrjahreshoch Anfang 2018 ging es für die Papiere von Wacker Chemie sogar schon um mehr als 60 Prozent abwärts.

Staudigl will jetzt ein Effizienzprogramm erarbeiten, um die Betriebskosten des Unternehmens "in signifikantem Umfang" zu senken. "Wir müssen und werden den schwieriger werdenden Rahmenbedingungen für unser Geschäft erfolgreich begegnen", sagte er.

An den vorläufigen Zahlen zum dritten Quartal lässt sich der Geschäftseinbruch nicht direkt ablesen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte der Umsatz um zwei Prozent auf 1,27 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um fast zwölf Prozent auf 270 Millionen Euro. Darin ist jedoch eine Versicherungszahlung in Höhe von 112 Millionen Euro für einen Schadensfall am Wacker-Standort Charleston aus dem Jahr 2017 enthalten. Ohne diese Zahlung wäre das operative Ergebnis deutlich eingebrochen. Den kompletten Quartalsbericht will Wacker am 24. Oktober veröffentlichen./stw/mis/stw/he