LONDON (awp international) - Auf dem britischen Lebensmittelmarkt formiert sich ein neuer Supermarktriese: Die Ketten Sainsbury's und Asda wollen fusionieren. Beide Seiten gaben ihren Entschluss dazu am Montag in London bekannt. Entstehen würde ein Konzern mit 51 Milliarden britischen Pfund (57,8 Mrd Euro) Umsatz, 2800 Märkten und 330 000 Mitarbeitern, der Marktführer Tesco vom Thron stossen könnte. Durch den Zusammenschluss der Nummer Zwei und der Nummer drei auf dem britischen Markt, würden viele Produkte in den Supermarktregalen billiger werden, versprach Sainsbury's. Unklar ist jedoch, ob die Wettbewerbshüter den Zusammenschluss ohne weiteres genehmigen werden.

An der Börse wurde die angekündigte Hochzeit gefeiert. Sainsbury's-Aktien schnellten im frühen Handel zeitweise um mehr als 20 Prozent in die Höhe. Nach unten ging es für die Aktien der Konkurrenz. Tesco und Morrison Supermarkets verloren jeweils ein gutes Prozent.

Asda gehört seit Ende der 90er Jahre dem US-Discounter und weltweit grössten Einzelhändler Walmart . Der US-Konzern aus Arkansas würde an dem fusionierten Konzern zunächst 42 Prozent der Anteile halten. Dem Konzern stehen zudem zwei Sitze im Verwaltungsrat zu. Zum Abschluss der Transaktion, der für die zweite Jahreshälfte 2019 erwartet wird, will Walmart dann nicht mehr als 29,9 Prozent der Stimmrechte besitzen. Weiterer Grossaktionär ist der Staatsfonds des Emirats Katar.

Sainsbury's bezahlt für Asda knapp 3 Milliarden Pfund (rund 3,4 Mrd Euro) in bar und 4,3 Milliarden Pfund in Aktien. Asda würde so mit bis zu 7,3 Milliarden Pfund bewertet. Walmart erwartet eigenen Angaben zufolge aber einen Buchverlust aus der Transaktion von 2 Milliarden US-Dollar.

Die Tochter war für den US-Konzern lange Zeit kein Quell der Freude, sondern hatte mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Schuld daran hatten insbesondere die deutschen Discounter Aldi und Lidl, die mit Kampfpreisen Druck auf dem britischen Markt machen. Der britische Lebensmittelmarkt gilt neben dem deutschen als einer der am härtesten umkämpften. Das wiederum schürt bei den Beteiligten das Bedürfnis nach Grösse. So hatte sich erst vor Kurzem Marktführer Tesco den Grosshändler Booker Group einverleibt. Jefferies-Analyst James Grzinic glaubt, dass dies den Sainsbury's-Coup beschleunigt hat. Der Konzern müsse sich nach dem Tesco-Vorstoss noch verwundbarer gefühlt haben, schreibt er.

Um seine Supermarkt-Krone muss Tesco nun bangen. Laut den Marktforschern von Kantar Worldpanel kam Tesco auf dem britischen Markt zuletzt auf einen Marktanteil von knapp 28 Prozent, Sainsbury's erreichte etwa 16 Prozent Marktanteil und Asda gut 15 Prozent. Zusammen würden Sainsbury's und Asda Tesco also überrunden, wenn nicht die Wettbewerbshüter Auflagen wie den Verkauf von Unternehmensteilen verlangen. Die Analysten der britischen Bank HSBC sehen auf die beiden Heiratswilligen viel Arbeit zukommen und erwartet einen langwierigen Genehmigungsprozess.

Sainsbury's-Finanzchef Kevin O'Byrne zeigte sich in einem TV-Interview dennoch zuversichtlich. Die beiden Unternehmen seien regional unterschiedlich aufgestellt und die Verbraucher würden von niedrigeren Preisen profitieren, denn beide Konzerne zusammen könnten sich bessere Einkaufskonditionen sichern, sagte er. Sainsbury's zufolge könnten die Preise auf Artikel mit einem hohen Warenumschlag um bis zu 10 Prozent sinken. Es gebe keine Pläne, Märkte zu schliessen. O'Byrne wird auch in dem fusionierten Unternehmen Finanzchef sein, Sainsbury's-Chef Mike Coupe soll den Chefposten erhalten.

Barclays-Experte James Anstead sieht als einen der grössten Vorteile in der Fusion die erhebliche gestärkte Position in den Verhandlungsrunden mit den Herstellern. Der Zusammenschluss würde zudem grosses Einsparpotenzial schaffen. Sainsbury's beziffert diese auf mindestens 500 Millionen Pfund. Berenberg-Analyst Dusan Milosavljevic hält das für untertrieben und rechnet eher mit doppelt so hohen Einsparungen./she/nas/jha/