FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein positiver Analystenkommentar hat am Montag die jüngste Erholung der Wirecard befeuert. Für die Papiere des Zahlungsabwicklers ging es bis zum Nachmittag um 2 Prozent auf 142,75 Euro nach oben. Damit waren sie der größte Gewinner im schwachen deutschen Leitindex Dax.

Nach Einschätzung der Deutschen Bank dürfte eine beeindruckende Geschäftsdynamik mit starkem Ergebniswachstum die Papiere wieder in Richtung ihres Rekordhochs vom September 2018 bei 199 Euro treiben. Die nun für das Unternehmen zuständige Analystin Nooshin Nejati empfahl den Kauf der Anteilscheine.

"Die Geschäfte von Wirecard entwickeln sich in der wettbewerbsintensiven Zahlungsverkehrsbranche sehr gut", schrieb Nejati. Erfolgreich treibe das Unternehmen die Expansion in Richtung Großkunden voran, während es gleichzeitig die Kundenbasis in den Bereichen Finanzwirtschaft und Handel mit Zusatzleistungen zunehmend stärker durchdringe. "Dies sollte zu weiterem Wachstum führen und die Kundenbindung fördern." Dabei verwies die Analystin auch auf neue Partnerschaften, Produktinnovationen, Zukäufe und die geographische Expansion, die die Geschäftsdynamik im vergangenen Jahr beeindruckend beschleunigt hätten, hin.

Dass die Wirecard-Aktie dennoch mit einem Bewertungsabschlag zum Sektor gehandelt werde, führte die Deutsche-Bank-Expertin vor allem auf wiederholte Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten eines Wirecard-Managers in Singapur in der "Financial Times" ("FT") zurück. Da jedoch nach der Untersuchung einer namhaften Kanzlei in Singapur letztlich nur ein geringfügiger finanzieller Einfluss zu erwarten sei und auch der seit Jahren für Wirecard tätige Wirtschaftsprüfer Ernst & Young den Jahresbericht 2018 nach eingehender Prüfung abgezeichnet habe, rechnet Nejati nicht mit großen negativen Überraschungen. Vielmehr erwartet sie, dass sich die Glaubwürdigkeitsbedenken angesichts der jüngsten Entlastungen zerstreuen werden.

Derweil wiederholte die "Financial Times" ihre Vorwürfe von Ende April, wonach angeblich in den vergangenen Jahren die Hälfte der Unternehmenserlöse und fast die gesamten Gewinne auf lediglich drei Partner zurückgegangen seien. Ein Börsianer sprach jedoch von einer "alten Story". Das Unternehmen hatte bereits Ende April den Bericht zurückgewiesen und dazu mitgeteilt: "Der FT-Artikel enthält wie alle anderen auch viele falsche und irreführende Aussagen".

Die Zeitung beziehe sich dabei auf eine interne Präsentation, wonach 2016 und Anfang 2017 eine hohe Abhängigkeit von wenigen Kunden bestanden habe, schrieb hierzu Analyst Bob Liao von der australischen Investmentbank Macquarie. Die Zeitung und Wirecard schienen zwei sehr unterschiedliche Seiten derselben Medaille zu zeigen. Die Wirecard-Anwälte hätten dargelegt, auf welch breiter Basis das Geschäft 2018 gestanden habe. Liao riet jedoch, an der Seitenlinie zu bleiben, während die Untersuchungen in Singapur anhielten. Das erste Quartal habe derweil die weiteren Wachstumsmöglichkeiten des Zahlungsabwicklers demonstriert.

Dank des Kurssprungs zu Wochenbeginn notieren die Wirecard-Aktien wieder auf dem Niveau von Anfang Februar. Damit haben die Papiere inzwischen mehr als zwei Drittel ihrer Verluste wieder wettgemacht, die sie seit Ende Januar im Zuge der Vorwürfe der "FT" erlitten hatten./la/bek/he