(neu: Details, Analysten)

ASCHHEIM/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Dank des anhaltenden Booms im Onlinehandel und der fortschreitende Digitalisierung stehen die Ampeln beim Zahlungsabwickler Wirecard auf grün. Seine Mitte Dezember abgegebene Prognose für den operativen Gewinn 2018 erhöhte der Konzern am Donnerstag bei der Vorlage seiner Jahresbilanz. Wegen der starken Geschäftsentwicklung werde nun für das laufende Jahr mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 520 bis 545 Millionen Euro gerechnet, teilte Wirecard mit. Bislang war das TecDax -Schwergewicht von 510 bis 535 Millionen Euro ausgegangen.

Der Wirecard-Aktie gab der Optimismus des Managements einen Schub nach vorn. Im Technologiewerteindex der Deutschen Börse kletterte die Aktie im Vormittagshandel bis auf 107,30 Euro. Dies war der höchste Stand seit Januar. Zuletzt bröckelte das Papier in einem schwachen Markt aber wieder ab und lag leicht im Minus.

Analysten zeigten sich erfreut vom geschäftlichen Abschneiden: Eine Anhebung der Prognose bereits so früh im Jahr sei ein gutes Zeichen, befand Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe. Vor allem weil im Jahresverlauf anstehende Projekte, wie etwa die Partnerschaft mit der Credit Agricole, auch Geld verschlingen würden. Wirecard sei auf einem andauernden Wachstumspfad.

Wenig überraschst von der Prognoseanhebung war hingegen Richard-Maxime Beaudoux von Bryan Garnier. Der alte Ausblick sei aus seiner Sicht zu konservativ gewesen, schrieb er in einer Studie. Im Mittel erwartet Wirecard nun ein Ebitda von 532,5 Millionen Euro. Aus eigener Kraft will der Konzern um ein Viertel zulegen, dann kommen noch die Ergebnisbeiträge der Citi-Zukäufe hinzu. Wirecard hatte das Kundenportfolio im Kreditkartengeschäft im asiatisch-pazifischen Raum der Citigroup übernommen. Mit dem Kauf der Prepaid-Kreditkartenfirma von der Bad Bank der Citigroup war Wirecard zudem der Einstieg in den US-Markt gelungen.

Die breite geografische Aufstellung stimmt Wirecard zuversichtlich, genauso wie der Boom im Internet-Shopping und die fortschreitende Digitalisierung der Zahlungsprozesse. "Die Digitalisierung - und damit auch die Digitalisierung der Zahlungsprozesse weltweit - nimmt an Geschwindigkeit zu, dennoch steht sie in vielen Branchen erst ganz am Anfang", sagte Wirecard-Chef Markus Braun laut Mitteilung. Noch immer würden rund 80 Prozent aller Transaktionen weltweit in bar abgewickelt. Wirecard sieht daher noch viel Raum für Wachstum.

Bereits 2017 lief es für Wirecard gut. Das Ebitda stieg wie bereits berichtet um 34 Prozent auf 412,6 Millionen Euro und der Umsatz um 45 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich sank der Gewinn nach Steuern um 2,6 Prozent auf 260 Millionen Euro, was an dem Verkauf der Visa-Europe-Beteiligung im Vorjahr lag. Bereinigt um diesen Effekt legte der Gewinn um 47 Prozent auf 259,7 Millionen Euro zu. Die Aktionäre sollen eine 2 Cent höhere Dividende von 0,18 Euro je Aktie erhalten.

Seine mittelfristige Prognose hob der Konzern teilweise an. Wirecard erwartet bis 2020 nun ein Transaktionsvolumen von über 210 (zuvor 190) Milliarden Euro, was in einem Umsatz von mehr als 2,8 (zuvor: 2,5) Milliarden Euro münden soll. Die Ebitda-Marge sieht Wirecard weiterhin zwischen 30 und 35 Prozent. 2017 lag sie bei etwa 28 Prozent./she/nas/das