FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Investmentbank Mainfirst sieht nur einen Weg für Wirecard, den Sorgen der Anleger nachhaltig entgegenzutreten: Der Zahlungsdienstleister muss transparenter werden. Langfristig sei ein "höheres Maß an Offenlegungen" erforderlich, schrieb Analyst Chandramouli Sriraman in einer am Montag veröffentlichten Studie und senkte sein Anlageurteil von "Outperform" auf "Neutral".

Das Kursziel kappte der Experte um nahezu ein Drittel von 220 auf 150 Euro. Damit traut er den Papieren, die aktuell mit rund 120 Euro gehandelt werden, immer noch eine deutliche Erholung von 25 Prozent zu. Vor etwas mehr als einem Jahr allerdings waren die Aktien im Zuge ihres Aufstiegs in den deutschen Leitindex Dax noch bis auf ein Rekordhoch von 199 Euro geklettert.

Sriraman verwies darauf, dass das Management von Wirecard zwar wiederholt versucht habe, den Vorwürfen in der Presse entgegenzutreten. Doch die Sorgen der Investoren hätten so bislang nicht vertrieben werden können. Vielmehr habe er weiterhin "den Eindruck, dass die Investoren besorgt sind, was die Beschuldigungen in der Presse betrifft und dass Wirecard die wahre Wachstumsquote womöglich doch vernebelt und die wahren Geschäftsrisiken zu gering bewertet hat."

Erst am vergangenen Dienstag hatte ein neuer kritischer Bericht in der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT) einen massiven Kursrutsch um bis zu 23 Prozent auf 107,80 Euro ausgelöst. Das weckte böse Erinnerungen, denn im Frühjahr hatte eine Serie von Artikeln in der "FT" den Aktienkurs binnen einer Woche um fast 50 Prozent auf 86 Euro abstürzen lassen. Im Zuge von Untersuchungen räumte Wirecard schließlich ein, dass einige Geschäfte in Singapur falsch verbucht wurden, aber in deutlich geringerem Umfang als von der Zeitung suggeriert. Systematische Luftbuchungen schließt das Unternehmen aus.

Nun tritt das Management die Verteidigung nach vorn an und will die Vorwürfe der Presse mit einer Sonderprüfung seiner Bilanzierungspraktiken durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG untersuchen lassen.

Dieser nun von Wirecard avisierte Schritt sei ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, lobte der Mainfirst-Analyst. Der strukturelle Wandel in Richtung bargeldloses Bezahlen bleibe unverändert bestehen, das Management sollte jedoch das Ausmaß seiner Offenlegungen in seinen Kerngeschäftsbereichen und Geschäftsregionen erhöhen, um wieder Vertrauen aufzubauen. "Das ist jedoch ein langsamer Prozess, und daher dürfte der Aktienkurs vorerst den jeweils neuen kurzfristigen Nachrichten folgen und weiter schwanken."

Entsprechend der Einstufung "Neutral" erwarten die Analysten von Mainfirst, dass sich der Aktienkurs in den nächsten zwölf Monaten weitgehend (+/-5 Prozent) wie der Stoxx-Europe-600-Index entwickeln wird./ck/men/fba

Analysierendes Institut Mainfirst.