LONDON (dpa-AFX) - Die Vorwürfe um Bilanzierungsprobleme beim Zahlungsdienstleister Wirecard reißen nicht ab. Interne Dokumente des Unternehmens sowie Korrespondenz hochrangiger Manager der Finanzabteilung erweckten den Anschein, als könnten Umsätze und Gewinne in Dubai und Irland zu hoch ausgewiesen worden sein, berichtete die "Financial Times" am Dienstag. Zudem weckten die Dokumente den Anschein, dass versucht worden sein könnte, den Wirtschaftsprüfer EY zu täuschen. Eine Wirecard-Sprecherin bezeichnete den Bericht als "falsch und verleumderisch". Alle Zahlen des Konzerns, auch die in Dubai, seien im Rahmen des Konzernabschlusses geprüft. Die Wirecard-Aktie verlor am Dienstag nach Bekanntwerden des Artikels um über 20 Prozent und fiel auf den tiefsten Stand seit April.

Anfang des Jahres hatten Berichte der "FT" rund um Bilanzunregelmäßigkeiten in Singapur für Unruhe gesorgt, die Aktie rutschte innerhalb einer guten Woche teils um fast die Hälfte ab. Wirecard hatte dann einräumen müssen, dass einige Posten bei einer Tochter tatsächlich falsch verbucht wurden, allerdings in geringerem Umfang als von der "FT" suggeriert. Einige Mitarbeiter könnten sich in Singapur strafbar gemacht haben, systematische Luft- und Falschbuchungen schließt Wirecard aber aus.

Der Fall beschäftigt weiter die Behörden. In Deutschland gehen Staatsanwaltschaft und Finanzaufsicht Bafin dem Verdacht unerlaubter Marktmanipulation durch Spekulanten nach. Das Unternehmen geht auch rechtlich gegen Mitarbeiter der Londoner Zeitung vor, weil sie womöglich mit Spekulanten unter einer Decke stecken sollen. Die "FT" sieht sich allerdings nach eigens in Auftrag gegebenen Untersuchungen einer Anwaltskanzlei entlastet von den Vorwürfen./men/mis