Die Anschuldigungen in einem Kommentar von Zatarra Research seien verleumderisch und gänzlich unwahr, erklärte die Firma am Mittwoch. "Wir nehmen an, dass dieser Bericht verteilt wurde, um unseren Aktienkurs negativ zu beeinflussen. Wir haben rechtliche Schritte eingeleitet." Die Börsenaufsicht BaFin hat sich bereits eingeschaltet. "Wir sehen uns die Vorgänge um Wirecard routinemäßig im Hinblick auf eine mögliche Marktmanipulation durch unrichtige oder irreführende Angaben an", sagte eine Sprecherin der Behörde.

Ein anonymer Autor warf dem Unternehmen in der Studie betrügerisches Gebaren vor. Die Aktie brach zeitweise um ein Viertel ein. Der Börsenwert der Firma aus dem bayerischen Aschheim nahe München schrumpfte um 1,3 Milliarden Euro. Nach der Stellungnahme von Wirecard lagen die im Technologie-Index TecDax notierten Titel immer noch gut 15 Prozent im Minus. Dabei wechselten bis zum Nachmittag mehr als zehn Mal so viele Wirecard-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Zatarra räumte im Anhang der Studie ein, mit Wirecard-Aktien zu handeln und von Kursbewegungen zu profitieren.

Die Webseite von Zatarra Research wurde erst vor einer Woche bei der Agentur ICANN registriert, die die Vergabe von Internet-Adressen koordiniert. Antragsteller war die Firma Perfect Privacy. Sie wirbt damit, dass die Betreiber der von ihr angemeldeten Seiten nicht zurückverfolgt werden können. Die einzige abrufbare Studie im Zatarra-Internetauftritt ist diejenige zu Wirecard.

WIEDERHOLT STAND WIRECARD IM FOKUS VON ANSCHULDIGUNGEN

Wirecard war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel von Anschuldigungen, die zu Kurseinbrüchen der Aktie führten. Das Unternehmen wehrte sich wiederholt gegen Behauptungen über angeblich illegale Geldtransfers oder Bilanzfälschung, die nie belegt wurden. 2010 brach der Kurs nach dem Vorwurf dubioser Geldtransfers zeitweise um ein Drittel ein. Zwei Jahre zuvor sorgte ein Streit mit der Aktionärsschützervereinigung SdK, die schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben hatte, für Aufregung. Ein SdK-Vorstand, der von fallenden Aktienkursen profitiert hatte, trat später zurück und wurde schließlich wegen Marktmanipulation zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.

Die Titel von Wirecard sind ein beliebtes Ziel für sogenannte Leerverkäufe. Dabei leihen sich Investoren Papiere, um diese sofort zu verkaufen. Ihr Ziel ist es, die Aktien bis zur Rückgabe billiger zurückzukaufen und die Differenz als Gewinn einzustreichen. Dem Datenanbieter Markit zufolge sind derzeit 80 Prozent der verfügbaren Wirecard-Titel verliehen - knapp ein Viertel aller ausgegebenen Papiere.