RIAD (awp international) - Im Konflikt am Persischen Golf spitzt sich die Lage dramatisch zu. In Saudi-Arabien wurde am Dienstag eine der wichtigsten Ölpipelines des Landes von mit Sprengstoff beladenen Drohnen angegriffen - mutmasslich von jemenitischen Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Saudi-Arabiens Energieminister Chalid al-Falih teilte mit, zwei Pumpstationen der Ost-West-Pipeline im Zentrum des arabischen Königreiches seien attackiert worden. Die Ölpreise reagierten direkt auf die Meldung und stiegen an.

Für den Angriff dürften die schiitischen Huthi-Rebellen verantwortlich sein. Sieben Drohnen hätten Angriffe gegen wichtige Ziele in Saudi-Arabien ausgeführt, berichtete das jemenitische Medienunternehmen Al-Masirah mit Verweis auf Militärkreise der Huthis. Das Medienunternehmen steht unter Kontrolle der Huthi-Rebellen. Ein Huthi-Sprecher bezeichnete die Angriffe auf "vitale Einrichtungen Saudi-Arabiens" als Vergeltungsaktion für die Angriffe Saudi-Arabiens im Jemen. Das Königreich führt im Jemen eine Militärkoalition gegen die vom Iran unterstützten Huthis an.

Die Lage am Golf ist derzeit extrem angespannt. Der Iran und das von den USA unterstützte Saudi-Arabien sind Erzfeinde. Die Amerikaner hatten den Druck auf die iranische Führung zuletzt massiv erhöht, unter anderem mit Sanktionen und militärischen Drohungen.

Aus Sicherheitsgründen sei der Betrieb der Pipeline in Saudi-Arabien vorläufig eingestellt worden, teilte das staatliche Energieunternehmen Saudi Aramco mit. Die sogenannte Petroline ist eine zentrale Ölpipeline in Saudi-Arabien. Über die 1200 Kilometer lange Pipeline wird Öl aus der Ost-Provinz Saudi-Arabiens in den Hafen Janbu am Roten Meer transportiert. Dieser Transportweg ist vor allem für den Öltransport in Richtung USA und Europa wichtig.

Wie das Unternehmen weiter mitteilte, habe es keine Opfer und nur leichte Sachschäden gegeben. Die Öl- und Gasproduktion sei demnach trotz der Stilllegung der Pipeline nicht beeinträchtigt. Durch den Angriff sei an einer der angegriffenen Pumpstationen ein Feuer ausgebrochen und Sachschaden entstanden, sagte Energieminister Al-Falih.

Der Vorfall in Saudi-Arabien ereignete sich nur wenige Tage, nachdem auch aus den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Sabotageakte an Öltankern gemeldet worden waren. Die Behörden in den Emiraten sprachen von "staatsfeindlichen Operationen" vor der Küste des kleinen Emirats Fudschaira, nannten aber kaum Details. Vier internationale Handelsschiffe seien beschädigt worden. Unter anderem war ein norwegischer Tanker von einem unbekannten Objekt getroffen worden, wie Fotos zeigten. Auch zwei saudische Öltanker sollen nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur WAM schwer beschädigt worden sein.

Zuletzt hatte es immer wieder Drohnenangriffe der Huthis gegeben. Bei einer Attacke auf jemenitische Regierungstruppen starben Anfang des Jahres sechs Soldaten nahe der Hafenstadt Aden. Eine Untersuchung von UN-Experten benannte bereits im vergangenen Jahr zahlreiche Drohnenangriffe der Huthis und warf dem Iran vor, den Huthis wichtige Teile dafür zu liefern. Beobachter sehen eine wachsende Gefahr in den Huthi-Drohnenangriffen. Die jetzt angegriffenen Pumpstationen liegen mehr als 800 Kilometer von der Grenze zum Jemen entfernt. Die Denkfabrik Conflict Armament Research veröffentlichte zuletzt Hinweise für von den Huthis eingesetzte Drohnenboote.

Saudi-Arabiens Energieminister Al-Falih bezeichnete den Angriff nicht nur als Attacke auf das Königreich, sondern auf die Sicherheit der Öltransporte in der gesamten Welt. Die Ölpreise waren nach dem Angriff gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete gegen Mittag 71,33 US-Dollar. Das waren 1,10 Dollar mehr als am Montag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 72 Cent auf 61,76 Dollar.

Kaum ein Land wird so vom Ölhandel beherrscht wie der Wüstenstaat auf der Arabischen Halbinsel. Heute macht der Erdölsektor 87 Prozent der saudischen Haushaltseinnahmen und 42 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Nach Angaben der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) besitzt Saudi-Arabien etwa 18 Prozent der nachgewiesenen Erdölreserven.

Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Saudi-Arabien, den USA und dem Iran warnte der iranische Aussenminister Dschawad Sarif vor einer Eskalation. "Wir hatten es schon vorhergesehen, dass solche dubiosen Zwischenfälle passieren könnten, um Spannungen in der Region zu provozieren", sagte er laut der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna./sus/DP/fba