NEW YORK/LONDON (awp international) - Die Ölpreise haben am Montag mit einem massiven Preissprung auf den Angriff auf Ölanlagen in Saudi-Arabien reagiert. In einer ersten Reaktion war der Preis für Rohöl aus der Nordsee für einen kurzen Moment etwa 12 US-Dollar je Barrel (159 Liter) in die Höhe geschossen. Dies gilt als der stärkste Preisanstieg seit Beginn des Terminhandels mit Brent-Öl im Jahr 1988. Allerdings schwächte sich der Preissprung schnell wieder ab. Bereits am Morgen halbierte sich der Anstieg beim Brent-Öl in etwa.

Gegen Mittag wurde ein Barrel der Nordseesorte Brent bei 66,64 Dollar gehandelt. Das waren 6,42 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für Rohöl aus den USA der Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg zuletzt um 5,41 Dollar auf 60,26 Dollar. Auch beim Preis für US-Öl war der Anstieg in der vergangenen Nacht zeitweise deutlich stärker ausgefallen. Der Preissprung hatte sogar kurzzeitig zu einer Aussetzung des Handels mit US-Öl an der Rohstoff in New York geführt.

Seit Samstag ist der Ölmarkt im Ausnahmezustand. Mehrere Explosionen hatten Anlagen des saudischen Ölkonzerns Saudi Aramco erschüttert. Nach Angaben des Konzerns ist der Komplex in Abkaik die grösste Raffinerie des Landes. Die Ölproduktion sei um 5,7 Millionen Barrel auf etwa die Hälfte des üblichen Tages-Volumens zurückgegangen, hatte die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtet.

Die jemenitischen Huthi-Rebellen bekannten sich zu der Attacke in Nachbarland Saudi-Arabien und kündigten weitere Angriffe an. US-Energieminister Rick Perry machte dagegen den Iran für den Drohnenangriff in Saudi-Arabien verantwortlich und warf dem Land einen Angriff auf den globalen Energiesektor vor. "Das war ein vorsätzlicher Angriff auf die Weltwirtschaft und den globalen Energiemarkt", sagte Perry bei einem Treffen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien.

Der Produktionsausfall in Saudi-Arabien kann nach Einschätzung der BayernLB nicht so einfach von anderen Ländern aufgefangen werden. Selbst die USA wären dazu trotz ihrer in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Ölförderung nicht im Stande, heisst es in einem Kommentar vom Montag. Länder, die dazu noch am ehesten in der Lage wären, sind dazu wie Venezuela entweder aktuell nicht imstande oder wie Iran mit Sanktionen überzogen, urteilte Experte Andreas Speer.

Es sei deshalb davon auszugehen, dass sich die Ölpreise nur dann wieder auf das Niveau von vor dem Anschlag zurückbilden, wenn die Reparaturen vollständig abgeschlossen seien, sagte BayernLB-Experte Speer. Die Berenberg Bank rechnet nicht mit einem dauerhaften Anstieg der Ölpreise. Kurzfristige Produktionsausfälle könnten wohl durch das Anzapfen strategischer Ölreserven ausgeglichen werden, sagte Berenberg-Chefökonom Holger Schmieding. Hinzu komme, dass das Angebot an Rohöl heute flexibler sei als früher, nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Förderung in den USA./jkr/bgf/men