NEW YORK/LONDON (awp international) - Die Ölpreise sind am Freitag während richtungweisender Entscheidungen wichtiger Förderländer gestiegen. Am frühen Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 74,75 US-Dollar. Das waren 1,70 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte um 2,77 Dollar auf 68,36 Dollar.

Ein Treffen von Vertretern des Ölkartells Opec in Wien gab den Ölpreisen Auftrieb. Zwar beschloss man, das selbst auferlegte Förderlimit voll ausschöpfen zu wollen, was angesichts des aktuellen Spielraums eine zusätzliche Produktion von rund 600 000 Barrel (je 159 Liter) am Tag bedeutet. Es ist aber noch unklar, welche Länder dieses Förderplus übernehmen sollen.

Ausserdem sei die Entscheidung weitgehend erwartet worden, begründete John Higgins, Experte beim Londoner Analysehaus Capital Economics, den Ölpreisanstieg trotz der beschlossenen Angebotsausweitung. Zudem habe es im Vorfeld Sorgen gegeben, dass es zu gar keiner Einigung kommen könnte, sodass jedes Land seine Produktion unkontrolliert hätte ausweiten können.

Ende 2016 hatte sich die Opec gemeinsam mit zehn weiteren kooperierenden Staaten ("Opec+") auf ein Limit bei der Ölproduktion verständigt. Dadurch produziert das Kartell seit Januar 2017 nicht mehr als 32,5 Millionen Barrel Öl am Tag. Die tatsächliche Produktion unterschritt dieses Limit in den vergangenen Monaten deutlich, weil vor allem das krisengebeutelte Venezuela seine Quoten nicht erfüllen konnte. Diese Ausfälle sollen nun ausgeglichen werden.

Die 14 Opec-Staaten werden sich am Samstag noch mit den zehn Nicht-Opec-Staaten beraten, um die gemeinsame Linie offiziell zu beschliessen. Da auch die Nicht-Opec-Staaten derzeit weniger Öl produzieren, als sie mit Blick auf das gemeinsame Förderlimit dürften, soll auch hier eine Ausweitung verhandelt werden. Insgesamt würden die 24 Staaten dann künftig mehr als 900 000 Barrel Öl am Tag zusätzlich fördern./tos/mis