GIBRALTAR/MADRID (awp international) - Der unter dem Vorwurf illegaler Öllieferungen an Syrien seit Anfang des Monats in Gibraltar an die Kette gelegte Supertanker wird mindestens bis Mitte August nicht wieder auslaufen dürfen. Die Öllieferung aus dem Iran soll gegen EU-Sanktionen gegen Syrien verstossen. Der Oberste Gerichtshof des britischen Überseegebiets am Südzipfel Spaniens ordnete am Freitag eine Verlängerung der Festsetzung um weitere 30 Tage bis zum 20. August an, wie die Regierung von Gibraltar mitteilte. Ausserdem sei für den 15. August eine neue Anhörung anberaumt worden.

Hätte es diesen Justizbeschluss nicht gegeben, hätte man den Öltanker "Grace 1" nur bis zum Sonntag festhalten dürfen. Der Kapitän und drei weitere Besatzungsmitglieder waren vorübergehend festgenommen worden, sind aber inzwischen wieder auf freiem Fuss.

Der Iran protestierte gegen die Beschlagnahme, bestellte mehrmals den britischen Botschafter ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Am Dienstag drohte der oberste iranische Führer London mit Konsequenzen. "Diese böswilligen Briten stehlen unser Schiff, betreiben Piraterie und versuchen den Vorfall dann noch als legal dazustellen", sagte Ajatollah Ali Chamenei.

Zuvor hatte es am vergangenen Samstag Anzeichen einer Entspannung gegeben. Der britische Aussenminister Jeremy Hunt stellte eine Freigabe des Schiffes in Aussicht, sollte der Iran zusichern, dass die Ladung nicht für Syrien bestimmt sei.

Nach Angaben des Branchendienstes "Lloyd's List" stammt das Rohöl an Bord der "Grace 1" aus dem Iran. Der Supertanker fährt laut der Datenbank BalticShipping.com unter der Flagge Panamas. Eigner soll die Russian Titan Shipping Lines aus Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten sein, die nur dieses Schiff betreiben soll./er/DP/fba