HNA hat Deutsche-Bank-Aktien im Wert von 755 Millionen Euro gekauft und hält damit 3,04 Prozent an Deutschlands größtem Geldhaus, wie der Investor am Freitag mitteilte. Die Chinesen erwägen, noch mehr Geld in die Deutsche Bank zu stecken: "Wir schließen nicht aus, unsere Beteiligung in moderatem Umfang aufzustocken, werden aber auf jeden Fall unter zehn Prozent bleiben", sagte ein HNA-Sprecher. HNA sehe sich als freundlicher Ankeraktionär. Auch bei einer möglichen Kapitalerhöhung würden die Chinesen wohl mitziehen: "Wir haben derzeit keine Kenntnis von anstehenden Kapitalmaßnahmen, aber als Investor stehen wir - nach Prüfung - selbstverständlich zu unseren Beteiligungen."

HNA ist schon jetzt der drittgrößte Aktionär der Deutschen Bank. Katars Ex-Premier Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani und sein Cousin Hamad Bin Khalifa Al-Thani halten zusammen gut sechs Prozent der Anteile, der US-Vermögensverwalter Blackrock ebenfalls. HNA ist außerhalb Chinas vor allem als Eigentümer von Fluggesellschaften (Hainan Airlines), Flughäfen (Swissport) und Hotels (Hilton) bekannt, besitzt aber auch eine große Bank- und Immobilien-Sparte. Ein Deutsche-Bank-Sprecher sagte: "Wir begrüßen grundsätzlich jeden langfristig orientierten Investor."

Für Bank-Chef John Cryan ist der neue Ankeraktionär ein Lichtblick. "Wir haben vollstes Vertrauen in das Management der Deutschen Bank", erklärte HNA. Cryan kann Rückhalt gebrauchen, falls er sich doch für eine Kapitalerhöhung entscheiden sollte. Cryan und seine Kollegen arbeiten an einer neuen Strategie für die Bank, die bis zur Hauptversammlung im Mai fertig sein soll. Eigentlich will er dabei - wenn möglich - ohne frisches Kapital auskommen. Doch ließe sich etwa die Postbank derzeit nur mit einem Milliardenverlust verkaufen.

Das Institut hat seine Aktionäre lange enttäuscht und viel Kritik für sein Krisenmanagement geerntet. Seit ein Ende der juristischen Altlasten absehbar ist, hat sich der Kurs aber von weniger als zehn Euro auf 18 Euro fast verdoppelt. Am Freitag gab die Aktie 1,7 Prozent auf 18,20 Euro nach. Die Chinesen setzen aber auf kräftige Kurssteigerungen: "HNA sieht die Deutsche Bank als sehr attraktives Investment und möchte das Management dabei unterstützen, dass sich die nach wie vor hervorragende DNA und die starke Marke der Bank auch wieder in Gewinn und Aktienkurs widerspiegeln."

Gekauft hat HNA die Deutsche-Bank-Aktien über ein eigens dafür eingerichtetes Finanzvehikel des Vermögensverwalters C-Quadrat. An der Fondsgesellschaft aus Wien hatten sich die Chinesen erst vor kurzem mit knapp zehn Prozent beteiligt. Die chinesische Regierung hat kürzlich Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, mit denen sie Übernahmen im Ausland blockieren kann, die ihrer Strategie zuwiderlaufen.

FOSUN IST SCHON DA

HNA ist nicht der erste chinesische Investor, der bei einer deutschen Bank einsteigt. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser war für gut 200 Millionen Euro an den Finanzinvestor Fosun verkauft worden, musste aber mehr als ein Jahr auf grünes Licht von der Finanzaufsicht BaFin warten. Mit dem Plan einer Übernahme der BHF-Bank scheiterte Fosun. Die Deutsche Bank hat ihre einst hochfliegenden Pläne in China jüngst beerdigt. Sie verkaufte ihre knapp 20-prozentige Beteiligung an der Hua Xia Bank für 3,2 Milliarden Euro wieder, nachdem sich die damit verbundenen Hoffnungen nie erfüllt hatten.