Zalando (WKN: ZAL111 / ISIN: DE000ZAL1111) ist also ein Opfer des Klimawandels. Wegen des langen und heißen Sommers sowie des dadurch verspäteten Starts in die Herbst-Winter-Saison und überhaupt wegen eines „herausfordernden Marktumfeldes“ muss die Prognose angepasst werden (zum zweiten Mal nach Anfang August). Vulgo ist das eine gemeine Gewinnwarnung und von einem herausfordernden Marktumfeld spricht ein Management auch gerne, wenn es intern nicht sonderlich gut läuft. Schulterzucken. Wir können nun wirklich nichts dafür, dass Umsatz- und Gewinnziele nicht erreicht werden.

Der Vollständigkeit halber: Das Umsatzwachstum soll nun am unteren Ende der Spanne von 20 bis 25 Prozent liegen. Bislang war von der unteren Hälfte die Rede. Dramatischer nimmt sich der Ausblick für den Betriebsgewinn (bereinigtes Ebit) aus: Es soll nun zwischen 150 und 190 Millionen liegen und nicht mehr, wie bislang angenommen, zwischen 220 und 270 Millionen Euro. Die hohen Temperaturen führten zu rückläufiger Nachfrage und schrumpfenden Umsätzen im gesamten Modemarkt sowie zu höheren Rabatten als im Vorjahr. (Wegen des guten Sommers haben auch Home24 und Vapiano gewarnt und Gerry Weber (unter anderem Hallhuber) geht es auch nicht gut.)

Langfristig bleibt Zalando allerdings sehr optimistisch: „Obwohl der bisherige Geschäftsverlauf im dritten Quartal keineswegs unsere Ambitionen widerspiegelt, geht unsere Wachstumsgeschichte weiter. Trotz eines herausfordernden Marktumfelds investieren wir weiter. An unseren langfristigen Wachstumszielen, unser Geschäft bis 2020 zu verdoppeln, ändert sich nichts“, so Zalandos Co-CEO Rubin Ritter tapfer.

Die Börse reagiert dennoch sehr säuerlich mit einem Kursrückgang von rund zwölf Prozent, wobei die Zalando-Aktie zeitweise unter 34 Euro notierte. Nun, das Papier ist ordentlich hoch bewertet, da werden Wachstumsschwächen sensibel wahrgenommen, scheinbar ungeachtet der Langfristziele.

Die Hoffnungen von Zalando richten sich nun auch auf die sogenannten Partnerprogramme, wonach andere auf die Plattform Waren einstellen (zehn Prozent des Warenvolumens im zweiten Quartal). Aber ja, die Konkurrenz bleibt hart und könnte noch härter werden, wenn die Chinesen noch auf den Markt streben, wie geplant. Zalando wird sich strecken müssen, um die Bewertung zu rechtfertigen. Das aber bedeutet auch neue Investitionen, die wieder kosten und den Gewinn belasten…

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SchummEin Beitrag von Thomas Schumm von Plusvisionen.de

Thomas Schumm ist Gründer und Herausgeber von Plusvisionen.de. Autor. Journalist. Früher auch: Reporter, Redakteur oder Chefredakteur. Seit 25 Jahren an der Börse. Bestimmt fast alles an der Börse gehandelt, was es so zu handeln gibt, jetzt aber ruhiger in dieser Hinsicht. Seit 20 Jahren publizistisch im Finanzbereich tätig. Begeistert von Wirtschaft und Börse.

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Bildquelle: Pressefoto © Zalando / Claudius Pflug