BERLIN/LONDON (dpa-AFX) - Auf dem Glücksspielmarkt tobt ein Übernahmekampf. Das Unternehmen Lottoland mit Sitz in Gibraltar will Pläne des Londoner Konkurrenten Zeal durchkreuzen und das deutsche Zeal-Kerngeschäft mit Tipp24 übernehmen. Zeal machte am Freitag ein Angebot von Lottoland öffentlich. Lottoland bietet demnach bis zu 76 Millionen Euro für Tipp24.

Der Online-Lotterieanbieter Zeal Network hatte eigentlich geplant, im Zuge einer Übernahme des Hamburger Konkurrenten Lotto24 das deutsche Zweitlotterie-Geschäftsmodell von Tipp24 einzustellen. Lotto24 war durch die Abspaltung des deutschen Geschäfts der heutigen Zeal entstanden.

Tipp24 gehört wie Lottoland zu den sogenannten Zweitlotterien, die über keine Wettlizenz in Deutschland verfügen, sondern in einem anderen EU-Land. Diese Anbieter sind damit in Deutschland nicht reguliert. Sie agieren in einer rechtlichen Grauzone. Bei Zweitlotterien kann auf die Gewinnzahlen traditioneller Lotterien gewettet werden. In Deutschland gilt ein staatliches Lottomonopol.

Zeal Network lehnte das Angebot von Lottoland als deutlich unzureichend ab. Zeal-Vorstandschef Helmut Becker sprach von einem "durchsichtigen Versuch", das deutsche Kerngeschäft von Zeal billig zu erwerben. "Unser Plan, Tipp24 in einen gewerblichen Lotterievermittler umzuwandeln und mit Lotto24 zu kombinieren, schafft eine starke Plattform für künftiges Wachstum und ist dem Lottoland-Vorschlag weit überlegen."

Am 18. Januar soll auf der Zeal-Hauptversammlung eine Entscheidung fallen. Lottoland hatte bereits knapp über 4 Prozent der Zeal-Anteile gekauft und eine Verschiebung des Aktionärstreffens gefordert. Zeal-Vorstandschef Becker hatte erklärt, der "starke Widerstand" eines konkurrierenden Zweitlotterie-Veranstalters sei ein klares und überzeugendes Indiz dafür, dass die von Zeal geplante Transaktion der beste Weg für das Unternehmen sei.

Der staatliche Lotteriemarkt schrumpft seit Jahren. Ein wesentlicher Grund: Es wird zunehmend online gespielt. Die Bundesländer ringen seit langem um eine Reform der Kontrolle über den Glücksspielmarkt. Es geht um einen neuen Glücksspiel-Staatsvertrag. Knackpunkt bei den Verhandlungen ist die Zukunft des staatlichen Lottomonopols und eine Regulierung des boomenden Glücksspiels im Internet.

Hessens Finanzminister Thomas Schäfer (CDU), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender von Lotto Hessen, sagte auf dpa-Anfrage, Hessen wolle an die Frage eines neuen Glücksspielrechtes ohne Tabus herangehen. Zu Zweitlotterien sagte er, diese seien verboten und sollten verboten bleiben. Wie klar die Rechtslage sei, dass Zweitlotterien verboten und damit nicht genehmigungsfähig seien, zeige die ständige Rechtsprechung./hoe/DP/mis