Zürich (awp) - Die Kapitalerhöhung der Zur Rose-Gruppe ist nicht wie erwünscht verlaufen. Dennoch zeigt sich Gruppenchef Walter Oberhänsli in einem Interview mit dem Onlineportal "schweizeraktien.net" mit deren Ergebnis mehr oder weniger zufrieden. Zudem äussert er sich zum elektronischen Rezept in Deutschland und blickt auf das Geschäftsjahr 2019.

Der Vorfall betreffend KWE Beteiligungen - die Hausbank der grössten Zur Rose-Aktionärin hatte vergessen, den Auftrag zur Ausübung der Bezugsrechte an die mit der Kapitalerhöhung beauftragten Banken zu senden - sei zwar für alle Beteiligten "sehr ärgerlich". Erfreulich sei aber, dass die Kapitalerhöhung vollzogen werden konnte, so Oberhänsli. Der Fokus der Aktionäre müsse nun aber wieder auf das Geschäft gerichtet werden.

Der Nettoerlös aus der Kapitalerhöhung betrage rund 190 Millionen Franken. Damit werde in erster Linie die Barkomponente des Kaufpreises für Medpex finanziert. Den verbleibenden Betrag verwende die Gruppe für weitere Investitionen in das Wachstum und Expansion, in die Umsetzung strategischer Vorhaben sowie für allgemeine Gesellschaftszwecke.

Deutscher Markt sehr wichtig

Mit der Übernahme von Medpex und drei Akquisitionen in Deutschland im vergangenen Jahr unterstreicht Zur Rose die Wichtigkeit des deutschen Marktes für die Gruppe. Die regulatorischen Rahmenbedingungen in Deutschland seien für den Versand von rezeptfreien und rezeptpflichtigen Medikamenten liberaler als in Italien und Frankreich. Zudem sei Deutschland mit einem Volumen von knapp 45 Milliarden Euro Europas grösster Medikamentenmarkt, so Oberhänsli im Interview.

Das 2017 eingegangene Joint Venture mit dem Schweizer Krankenversicherer KPT stosse derweil auf grosse Akzeptanz im Markt. Der Kunde profitiere von der Prämienreduktion und spare beim Medikamentenbezug über den Versand. "Wir glauben, dass sich solche Versicherungsmodelle langfristig im Markt behaupten werden, denn sie sind ein Beitrag an die Senkung der Gesundheitskosten", so Oberhänsli.

Höhere Ziele dank Akquisitionen

Die Anhebung der Gewinnmargen Mitte November begründet Oberhänsli mit dem beschleunigten akquisitorischen Wachstum. Dabei seien die Skaleneffekte durch die Bündelung der Logistikstandorte in Heerlen ab 2021, die Erhöhung der Einkaufsmacht und eine grössere Effizienz der Organisation entscheidend.

Hinsichtlich elektronischem Rezept in Deutschland zeigt sich der CEO zuversichtlich. Es werde bereits im kommenden Jahr Möglichkeiten geben, mit Modellversuchen das elektronische Rezept umzusetzen. Über den weiteren Verlauf betreffend Apotheken-Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel der Grossen Koalition möge er nicht spekulieren.

Sich bestmöglichst auf das elektronische Rezept in Deutschland vorzubereiten zähle er denn auch zu den Prioritäten für das Geschäftsjahr 2019. Zudem wolle die Gruppe "die Integration und die Hebung von Synergien aus den akquirierten Unternehmen vorantreiben", so Oberhänsli im Interview.

ab/dm