Zürich (awp) - Die Zurich-Gruppe wächst und tut dies besonders mit dem Verkauf von Produkten der Lebensversicherung. In der Schaden­ und Unfallversicherung hingegen tritt der Konzern im wichtigsten Markt Nordamerika aus Profitabilitätsgründen seit einiger Zeit bewusst auf die Bremse. Und im krisengeplanten Venezuela ist der Rückzug geplant.

Für die ersten neun Monate publiziert die Zurich nur ausgewählte Kennzahlen, die Hinweise zur Volumenentwicklung liefern. Gute Nachrichten gab es am Donnerstag aus der Lebensparte. "Dieser Bereich hat sich in allen Märkten sehr gut entwickelt", sagte Finanzchef George Quinn an einer Telefonkonferenz.

Das zeigen die Angaben zum Jahresprämienäquivalent (APE). Die Kenngrösse setzt sich aus den neu gewonnenen, laufenden Prämien und einem Zehntel der eingenommenen Einmalprämien zusammen. Die Zahl wuchs um 3 Prozent auf 3,57 Milliarden US-Dollar. Ohne das abgestossene britische Pensionskassengeschäft resultierte allerdings ein stattliches Wachstum von 25 Prozent.

Was dabei auffällt ist der 46%-ige Anstieg in Lateinamerika. Quinn begründete dies mit dem Gewinn eines Risikoschutz-Auftrags im chilenischen Firmenkundengeschäft. Da sei es um eine staatliche Ausschreibung zu Risiken wie Invalidität und Todesfall gegangen, erklärte er.

Zudem würden Lebensversicherungen mit Erfolg in Partnerschaft mit Banken verkauft, etwa in Märkten wie Brasilien, Spanien oder Italien der Fall. Und auch in der Schweiz und Grossbritannien laufe das Geschäft gut.

Umbau des US-Nichtlebengeschäfts

Zurückhaltung ist hingegen in der Schaden­ und Unfallversicherung angesagt, vor allem in den USA. Dort baut die Zurich nicht-profitables Geschäft mit Grosskunden ab und solches mit KMU- und Privatkunden gewinnbringend auf. Der Rückgang der Nichtlebenprämien hielt sich in Nordamerika mit einem Prozent in Grenzen, auch weil die Tarife im Durchschnitt angestiegen sind.

Weltweit wuchsen die Nichtleben-Bruttoprämien um 2 Prozent auf 25,9 Milliarden Dollar. Ohne Währungseffekte und Übernahmen sei das Volumen stabil auf Vorjahresniveau stehen geblieben, so die Zurich. Starkes Wachstum gab es mit 15 Prozent in Asien-Pazifik. Zwei Drittel davon stammen aus der australischen Reiseversicherung, die seit der Übernahme von Cover-More vor rund zwei Jahren ein wichtiger Bestandteil ist.

Zulegen konnte auch der genossenschaftlich organisierte US-Partner Farmers, für den die Zurich Dienstleistungen erbringt. Farmers wächst vor allem im Osten der USA, wo man lange nicht vertreten war. Und auch ein Vertrag mit dem Fahrdienstvermittler Uber generiert Volumen.

Verkauf in Venezuela

Die Reissleine zieht Zurich dagegen im krisengeplagten Venezuela. Einen Käufer für das Geschäft gibt es, doch müsse man zunächst die Zustimmung der zuständigen Behörden abwarten, bevor man Details kommuniziere, sagte Quinn. Bereits heute geht die Zurich davon aus, dass die Transaktion den Gewinn im Jahr 2019 aufgrund negativer Währungseffekte mit 258 Millionen Dollar belasten wird.

Die Verluste aus Wetterereignissen und Naturkatastrophen dürften nach neun Monaten nur leicht über den Erwartungen liegen, schätzt Zurich. Konkrete Zahlen zu den Kosten wollte Quinn nicht nennen. Für den Hurrikan "Michael", der im vierten Quartal über Florida hinweg gezogen ist, werden Kosten im Umfang von 175 Millionen Dollar erwartet.

All das ändere aber nichts daran, dass die Zurich weiterhin über ein "sehr dickes" Kapitalpolster verfüge, versicherte Quinn. Die im firmeneigenen Modell errechnete Kapitalquote liege per Ende September auf hohen 134 Prozent und auch mit den bis 2019 gesetzten Zielen sei man "auf Kurs".

Analysten fügten an, dass die Zurich mit dem Neunmonatsausweis den Trend des ersten Halbjahres bestätigt habe. Und die solide Bilanz lasse eine erneut attraktive Dividendenzahlung erwarten. An der Börse hat die Aktie kaum auf den Ausweis reagiert und legte um 0,2 Prozent zu.

mk/tp