FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


 
1. Zweite Wahl für Joe Biden 

Dem Willen der US-Bevölkerung bei den Präsidentschaftswahlen vom 3. November schließt sich nun der offizielle Vollzug an. Das Electoral College mit seinen 538 Mitgliedern kommt dazu zusammen und stimmt - entsprechend dem Votum in den einzelnen Bundestaaten - für die Kandidaten Biden oder Noch-Amtsinhaber Donald Trump. Mit 306 zu 232 ist das Ergebnis eigentlich glasklar, auch wenn Trump es wohl noch immer nicht wahrhaben mag. Am 20. Januar folgt die effektive Amtsübernehme durch Biden, und Trump firmiert ab dann nur noch als der abgewählte Ex-Präsident mit Immobilienvermögen.

>>> Montag, 14. Dezember 2020


 
2. Chemiebranche vor neuen Herausforderungen 

Nachdem sich die Situation für die deutsche Chemieindustrie über den Sommer deutlich aufgehellt hat, droht mit den massiv ansteigenden Covid-19-Infektionszahlen ein erneuter Dämpfer für die Erholung. Anders als im Frühjahr wird der Lockdown über die Weihnachtstage wohl nicht die komplette Produktion zum Erliegen bringen. Der Branchenverband legt für das kommende Jahr nun seine Prognose zu Produktionsvolumina, Preisen und Umsätzen der Branche vor. Weitere Themen dürften die Erwartungen an die neue US-Regierung, die Brexit-Folgen und die verschärften Klimaziele der EU sein. 55 Prozent CO2-Minderung bis 2030 sei nur mit flankierenden Maßnahmen zu machen, hieß es bereits.

>>> Mittwoch, 16. Dezember 2020; 10:00 Uhr


 
3. Fed arbeitet an Guidance zu Kaufprogramm 

Die US-Notenbank wird bei ihrer Sitzung wahrscheinlich eine neue Guidance herausgeben, wie lange sie ihr derzeitiges Programm zum Erwerb von Wertpapieren voraussichtlich fortsetzen wird. In jüngsten Interviews und öffentlichen Äußerungen hatten US-Notenbanker gesagt, sie seien nicht der Meinung, dass sie das Kaufprogramm jetzt ändern müssten, um mehr wirtschaftliche Anreize zu schaffen. Den Hintergrund dazu bildeten die jüngst sehr positiven Nachrichten zu Impfstoffen. Zuletzt richtete sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die Frage, ob die Fed ihre Käufe auf das lange Ende der Zinskurve verlagern könnte. Sollte mehr Stimulus benötigt werden, haben mehrere Währungshüter erklärt, dann würden sie es vorziehen, das Fälligkeitsprofil zu verlängern, bevor sie die Käufe aufstockten. Aber nur wenige Notenbanker argumentierten, dass dieser Schritt schon jetzt notwendig sei. Die Fed wird auch aktualisierte Projektionen zu Zinsen und Wachstum vorlegen; im September hatten die meisten Notenbanker prognostiziert, dass die Zinssätze mindestens bis 2023 nahe Null bleiben werden.

>>> Mittwoch, 16. Dezember 2020; 20:00 Uhr


 
4. Mit hunderten von Milliarden gegen die Finanzlücken im Bundeshaushalt 

Es wird wieder ein satt dreistelliger Milliardenbetrag sein, der durch die Ausgabe von Staatspapieren das notwendige Geld zur Finanzierung der Pandemiekosten im Bundeshaushalt sichern soll. Die genaue Höhe wird die Finanzagentur des Bundes im Rahmen ihres Emissionskalenders nennen. Vor einem Jahr waren ganz im Sinne der Schwarzen Null zunächst "nur" maximal 218 Milliarden Euro brutto (also ohne Tilgungen) avisiert. Die Staatshilfen, um mit "Wumms aus der Krise" zu kommen (Zitat Finanzminister Olaf Scholz), dürften letztlich das Volumen 2020 fast auf 407 Milliarden Euro verdoppelt haben. Und noch ist die Krise nicht zu Ende, was heißt, dass auch im Jahresverlauf 2021 bei der Refinazierung zusätzlicher "Wumms"-Bedarf bestehen könnte.

>>> Donnerstag, 17. Dezember 2020


 
5. Engagement der Regierung für Wirecard im Fokus 

Im Wirecard-Untersuchungsausschuss rückt die Rolle der Politik in dem Skandal um den Zahlungsdienstleister ins Zentrum. Dabei geht es auch um die Rolle von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen des Engagements für Wirecard bei einer China-Reise im Herbst 2019. Als Zeuge geladen ist Ex-Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der als Berater vor Merkels Reise im Kanzleramt zugunsten von Wirecard antichambriert hatte. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete unter Berufung auf Unterlagen des Untersuchungsausschusses, die Bundesregierung habe sich deutlich umfassender für den Markteintritt von Wirecard in China eingesetzt als bislang bekannt. Im Fokus steht dabei auch die Rolle von Finanzstaatssekretär Wolfgang Schmidt.

>>> Donnerstag, 17. Dezember 2020; 10:30 Uhr


 
6. Bank of England muss Post-Brexit-Gespräche abwarten 

Deal oder No Deal - das ist jetzt die Frage, vor der die Bank of England (BoE) bei ihrer Ratssitzung steht. Zuletzt haben sich die Aussichten auf ein EU-Handelsabkommen in letzter Minute sehr verdüstert. Premierminister Boris Johnson hat seine Landsleute schon mal aufgefordert, sich auf ein Scheitern der Gespräche mit der EU einzustellen. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat nicht mehr viel Hoffnung auf einen Erfolg der Verhandlungen. Bis Sonntag wollen beide Seiten noch ausloten, ob ein Abkommen doch noch machbar ist. Der Gouverneur der BoE, Andrew Bailey, hat gewarnt, dass die wirtschaftlichen Kosten eines No-Deal-Brexit langfristig größer wären als der Schaden, den die Pandemie verursacht. Ein Scheitern dürfte zu großen Störungen im grenzüberschreitenden Handel führen und das Vertrauen zwischen London und Brüssel beschädigen, das für den Aufbau einer künftigen Wirtschaftspartnerschaft erforderlich ist.

>>> Donnerstag, 17. Dezember 2020; 13:00 Uhr


 
7.  Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt im Dezember zum dritten Mal in Folge 

Das Geschäftsklima in Deutschland dürfte sich im Dezember im Zuge zunehmender Corona-Infektionszahlen erneut eingetrübt haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass der Ifo-Index zum dritten Mal in Folge sinken wird - auf 90,5 (90,7) Punkte. Die deutsche Wirtschaft befindet bei ihrer vor elf Monaten begonnenen coronabedingten Achterbahnfahrt gerade in der Abfahrt: Teile des Dienstleistungssektors wie Gaststätten, Hotels und andere Teile der Freizeitindustrie leiden stark unter dem Lockdown, der nur aus Sicht der Industrie ein Lockdown Light ist. Und ob er es bleibt, ist angesichts der jüngsten Infektionszahlen unsicher. Der Ifo-Index wird eine wichtige Momentaufnahme zum aktuellen Stand der Dinge und zu den Erwartungen der Akteure liefern.

>>> Freitag, 18. Dezember 2020; 10:00 Uhr


 
8. US-Banken namentlich unter Stress - inklusive Deutscher Bank 

Es ist bereits der zweite Stresstest in diesem Jahr, dem sich große US- und ausländische Finanzhäuser wie die Deutsche Bank unterziehen müssen. Gab es beim ersten Mal nur eine aggregierte Bewertung (bestanden) durch die US-Notenbank Fed, wird diesmal einzeln die Widerstandskraft gegen zwei unterschiedlich heftige Wirtschaftsabschwünge offengelegt. Angesichts der Pandemiefolgen ist die Realität - anders als in den Vorjahren - den fiktiven Negativszenarien der Fed recht nahe gekommen. Die Deutsche Bank hatte 2019 bestanden, anders als in den Jahren davor, als sie regelmäßig Kritik und klare Auflagen von der Notenbank einstecken musste.

>>> Freitag, 18. Dezember 2020; 22:30 Uhr


 
9. Bank of Japan vor Verlängerung der Krisenmaßnahmen 

Im März und April hatte die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik wegen der Corona-Krise gelockert. Das geschah durch einen verstärkten Ankauf von Wertpapieren und der Schaffung einer neuen Fazilität, mit der Gelder über Finanzinstitutionen an Unternehmen weitergeleitet werden, die schwer von der Pandemie betroffen sind. Das Paket war als temporäre Maßnahme angelegt, die im März nächsten Jahres ausläuft, es sei denn, die BoJ beschließt, die Frist zu verlängern. Inzwischen gilt eine Verlängerung als ausgemachte Sache, und der BoJ-Rat tendiert wohl dazu, dies bei der anstehenden Sitzung zu beschließen. Die Notenbank will die Märkte überzeugen, dass sie schnell handelt, um einer Liquiditätskrise vorzubeugen. Im März hatte die BoJ die Obergrenze für die ETF-Käufe auf 12 Billionen Yen verdoppelt, nachdem die Angst vor dem Coronavirus die Märkte erschüttert hatte.

>>> Freitag, 18. Dezember 2020

Mitarbeit: Andreas Plecko, Andreas Kißler, Olaf Ridder, Hans Bentzien, Hans-Joachim Koch

Kontakt zum Autor: topnews.de@dowjones.com

DJG/smh

(END) Dow Jones Newswires

December 11, 2020 09:26 ET (14:26 GMT)