In seinem erneuten Übernahmeangebot an die Osram-Aktionäre stellt der österreichische Chip- und Sensorhersteller dem Management und den Beschäftigten erweiterte Zugeständnisse in Aussicht. Osram zeigte sich am Donnerstag versöhnlicher als bisher, während die Gewerkschaft IG Metall ihre Skepsis gegenüber AMS bekräftigte. Nach der Freigabe der 4,6 Milliarden Euro schweren Offerte durch die Börsenaufsicht Bafin und der Veröffentlichung am Donnerstag können die Aktionäre ihre Anteilsscheine nun bis zum 5. Dezember an AMS verkaufen.

AMS versucht bereits zum zweiten Mal, Osram zu übernehmen, um nach eigener Darstellung einen führenden Konzern für optische Informationsübertragung (Photonik) zu schmieden. Wie im ersten Anlauf bietet das Unternehmen aus Premstätten bei Graz 41 Euro je Aktie. Das erste Angebot war daran gescheitert, dass AMS die selbst gesteckte Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent nicht erreichte. In einem postwendend folgenden neuen Angebot, das AMS wenig später ankündigte, will sich der Konzern mit 55 Prozent der Aktien begnügen. Rund 20 Prozent der Osram-Anteile hat AMS bereits zusammengekauft.

Auf offenen Widerstand war AMS bei der Gewerkschaft IG Metall gestoßen, die einen Stellenabbau bei Osram befürchtet. Auch das Osram-Management um Vorstandschef Olaf Berlien hatte sich kritisch zur Strategie geäußert. AMS-Chef Alexander Everke stellte nun eine Kooperationsvereinbarung mit einem erweiterten Schutz für die Belegschaft in Deutschland in Aussicht. In der Offerte ist nun von einer Beschäftigungssicherung bis Ende 2022 die Rede, die es so ausdrücklich bisher nicht gab. Kündigungen sind aber nicht ganz ausgeschlossen.

Der Osram-Vorstand und auch die Arbeitnehmervertreter sollen mehr Mitspracherechte erhalten - etwa bei der Frage, ob die Digital-Sparte verkauft oder die Chip-Fertigung aus dem neuen, aber schlecht ausgelasteten Werk im malaysischen Kulim nach Regensburg verlegt werden soll. "AMS ist bereit, die bereits eingegangenen Verpflichtungen auszuweiten", erklärte Everke. Die Traditionsmarke "Osram" soll Teil des Namens des fusionierten Konzerns werden.

Ein Osram-Sprecher sagte, der Münchner Konzern befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit AMS. "Wir begrüßen die bisherigen Verhandlungsergebnisse und hoffen, die Vereinbarung bald finalisieren zu können." Osram-Vorstand und -Aufsichtsrat wollen - wie üblich - innerhalb von zwei Wochen offiziell zu dem Angebot Stellung nehmen. Berlien präsentiert am Dienstag (12. November) die Jahresbilanz des kriselnden Konzerns.

Die IG Metall gab sich erneut skeptisch, dass sich AMS den mehr als doppelt so großen Osram-Konzern ohne Stellen-Kahlschlag einverleiben kann. "Wir haben Zweifel an der Tragfähigkeit der Finanzierung", sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef Klaus Abel der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir werden uns das Angebot anschauen und prüfen, ob es eine Verbesserung für die Arbeitnehmer ist." Im vergangenen Jahr erlöste AMS rund 1,5 Milliarden Euro. Osram kam auf 3,8 Milliarden Euro.